In einem bemerkenswerten Schritt wurde das ehemalige Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) am 23. Juni 2022 zum Deutschen Institut für Entwicklung und Nachhaltigkeit (IDOS). Als eines der drei Gründungsinstitute des Kollegs für Globale Kooperationsforschung in Duisburg (siehe dazu die drei "beteiligten Institute") war und ist dieser 1964 in Bonn gegründete, staatlich geförderte entwicklungspolitische Think-Tank ein geschätzter Referenzpunkt für die Forschung zur globalen Zusammenarbeit, insbesondere in den Forschungsfeldern Klimawandel und Nachhaltigkeit, Friedensförderung und Migration. Professor Dr. Dirk Messner, einer der Ko-Direktoren des Kollegs und heute Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), verkörperte diese Beziehung als Vorgänger der heutigen IDOS-Direktorin Professor Dr. Anna-Katharina Hornidge. Zahlreiche Kooperationen sind Beleg des nachhaltigen wissenschaftlichen Austauschs, der das Kolleg mit IDOS verbindet. Die kommende Jahreskonferenz wird dazu eine nächste Gelegenheit bieten.
In einer Pressemitteilung wird neben vielen anderen Dingen auch das gewählte Akronym erläutert.
IDOS, gesprochen eîdos, ist ein Begriff der politischen Philosophie: Es steht bei Platon für „Idee“, bei Aristoteles für „Form“.
„Das Akronym IDOS unterstreicht die Art der Wissenschaft, für die wir stehen: empirisch-basierte und theoriegeleitete Wissenschaft, die den Anspruch hat über ihre Erarbeitung im kontinuierlichen, transregionalen Austausch mit Politik und Praxis, Wirklichkeit aktiv mit zu gestalten. Unsere Wissenschaft ist fundiert, den globalen Herausforderungen entsprechend ideenreich, und formgebend. Dies ist die Exzellenz, die wir leben“, so Anna-Katharina Hornidge weiter.
Zugleich wird die international verständliche Lesart des German Institute of Development and Sustainability – „IDOS“ – der zugenommenen internationalen Ausrichtung und Vernetzung des Instituts gerecht. Das Institut verzichtet künftig auf einen deutschen Namen und ein deutsches Akronym.
Für die Öffentlichkeitsbeauftragten befreundeter Institutionen bedeutet dies eine Erleichterung nach jahrelanger, bisweilen stressbehafteter Supervision. Die Hüter des nun abgeschafften Labels haben ihre Kolleg*innen in aller Welt stets schnell und unnachsichtig darauf hingewiesen, dass im Englischen ein einfaches "German Development Institute" nicht nur nicht ausreicht, sondern schlichtweg "falsch" sei. Um das Akronym DIE verständlich zu machen, musste immer und überall die Vollversion "German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)" verwendet werden, egal wie viel Platz vorhanden war. Die frühere URL des Bonner Think Tanks spiegelte diese Strenge wider, warf aber ungewollt eine andere Frage auf: www.die-gdi.de. Jetzt also: www.idos-research.de, was für eine Erleichterung!
IDOS bietet ein Webportal von herausragender Komplexität und Reichhaltigkeit, und ein Besuch ist sehr zu empfehlen.
Die Pressemitteilung, die die Namensänderung ankündigt, gibt auch weiteren Einblick, wie die Institution ihre eigene Entwicklung sieht, mit dem klaren Anspruch, nachhaltige Lösungen auch in der eigenen Forschung, Beratung und Ausbildung zu produzieren. Der "Zukunft der Globalisierung" gilt, mehr denn je, das gemeinsame Interesse.
Martin Wolf