Das Kolleg begrüßt drei neue Fellows

Das KHK möchte die neuen Fellows Dr. Siddharth Tripathi, Dr. Rotem Medzin und Dr. Nora Stappert willkommen heißen. Wir freuen uns auf eine produktive und bereichernde Zusammenarbeit im nächsten Jahr. Mehr Information über die Projekte finden Sie unten.

 

Dr Siddharth Tripathi

Senior Research Fellow, Januar 2022 – Dezember 2022
 

  • Forschungsgruppe: Global Cooperation and Diverse Conceptions of World Order
  • Hochschulzugehörigkeit: Konrad Adenauer Stiftung and Universität Erfurt
  • Projekt: 'Revisiting the Analytic Gaze: From Knowledge of Politics to Politics of Knowledge in the Global South'

 

Projektbeschreibung:

Eine sich verändernde Konstellation der internationalen Politik und der Aufstieg von "aufstrebenden Mächten" und neuen Akteuren insbesondere im globalen Süden sind ein charakteristisches Merkmal der heutigen Weltordnung. Diese Akteure haben die Kosmologie der dominanten nördlichen/westlichen Diskurse über die Festlegung der Tagesordnung in der internationalen Politik in Frage gestellt, indem sie Alternativen wie die Non-Aligned Movement (NAM), die BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und die Gruppe der 77 als Gruppe von Entwicklungsländern innerhalb der Vereinten Nationen geschaffen haben. Die Kritik an den vorherrschenden Diskursen wurde durch Kategorien wie den Globalen Süden und alternative Konzepte der Weltordnung hervorgehoben, die sich auf die Süd-Süd-Kooperation, den Pan-Asianismus und den Pan-Afrikanismus konzentrieren. Die International Relations-Disziplin hat in den letzten Jahrzehnten eine Professionalisierung, Institutionalisierung und Diversifizierung erfahren, was zu einer Ausweitung ihrer theoretischen und methodologischen Ansätze geführt hat. Die Veränderung des Forschungsschwerpunkts ging jedoch nicht mit einer systematischen Veränderung der Forschungsansätze einher, da die erkenntnistheoretischen und ontologischen Grundlagen weitgehend von nördlichen Konzepten wie zum Beispiel dem modernen westfälischen Staat beeinflusst wurden. Der epistemologische und ontologische Einfluss des kolonialen Wissenssystems verschärft weiterhin die epistemischen und strukturellen Hierarchien, die ein charakteristisches Merkmal der Nord-Süd-Dichotomie sind, auch innerhalb des Globalen Südens. Das hat zur Folge, dass selbst der "Globale Süden", der das Potenzial hat, Hierarchien in der internationalen Politik aufzuzeigen und zu beseitigen, diese mitunter latent aufrechterhält und reproduziert. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Muster und Annahmen der Wissensproduktion in der IR zu ermitteln, um vorherrschende Ordnungspraktiken und Vorstellungen von der Weltordnung innerhalb des Globalen Südens zu untersuchen. Besonders relevant wird dies im aktuellen Kontext, in dem Populismus und nationalistische Gefühle in Staaten wie Indien zunehmen, obwohl sie sich für die Sache der "Third-Worldismus" und der "Non-Aligned Movement" eingesetzt haben. Diese ideelle Verschiebung der Weltsicht von einer nach außen gerichteten hin zu einer stärker nach innen gerichteten Sichtweise erfordert eine tiefere Auseinandersetzung und Analyse  bidirektionaler Auswirkungen von Politik und Wissensproduktion in der IR im Globalen Süden und ihrern Auswirkungen auf die Vorstellungen von der Weltordnung. In meinem internationalen Forschugsprojekt möchte ich untersuchen, wie sich die im Mainstream des IR herausgebildeten epistemischen und strukturellen Hierarchien bei der Wissensproduktion des IR in Indien manifestieren. Darüber hinaus werde ich die alternativen/konkurrierenden Ideen der  verschiedenen epistemischen Gemeinschaften in Indien untersuchen, um die zugrundeliegenden Prämisse und Weltanschauungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die Weltordnung zu bewerten. Methodisch bedeutet das, dass eine Mischung unterschiedlicher Methoden (einschließlich Inhaltsanalyse, Interviews, Umfragen und Analyse sozialer Netzwerke) auf Grundlage der kritischen Pädagogik angewandt werden sollten.

 

Dr Rotem Medzini

Postdoc Research Fellow, January 2022 – December 2022

 

  • Forschungsgruppe: Legitimation and delegitimation in global cooperation
  • Hochschulzugehörigkeit: The Federmann School of Public Policy and Government & the Federmann Cyber Security Research Center, Hebrew University of Jerusalem
  • Projekt: 'Enhanced Self-regulation in Data Governance'

 

Projektbeschreibung:

Das Aufkommen neuer Informationstechnologien, die Algorithmen zur Verbesserung der Entscheidungsfindung nutzen, birgt große Versprechen und neue Herausforderungen. Für viele Interessengruppen sind die neuen Informationstechnologien ein leistungsfähiges und spannendes Instrument zur Entscheidungsfindung und besseren Regulierung. Sie sehen das Potenzial von Algorithmen darin, Muster in riesigen Datenmengen zu erkennen und damit die menschliche Entscheidungsfindung zu ergänzen oder sogar vollständig zu ersetzen. Gleichzeitig fordern immer mehr Wissenschaftler, Bürgerrechtler und Politiker, eben diese neuen Informationstechnologien zu regulieren, da Algorithmen als undurchsichtig, voreingenommen und die Privatsphäre verletzend angesehen werden. In der Literatur und in der Regierungspolitik werden eine Vielzahl von Lösungen zur Regulierung dieser neuen Informationstechnologien vorgeschlagen. Dieses Forschungsprojekt zeigt, dass sich eine neue Kategorie von Selbstregulierungsmaßnahmen herausbildet, die als Politk der"erweiterten Selbstregulierung" bezeichnet wird. Politische Entscheidungsträger und Organisationen wenden diese Politik an, um Akteuren mit besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten Handlungsspielraum zu gewähren und ihnen Verantwortung zu übertragen. Dadurch werden sie zu Regulierungsvermittlern - zu Akteuren, die weder politische Entscheidungsträger noch regulierte Organisationen sind, aber eine wichtige Rolle im Regulierungsprozess spielen. Dieses Forschungsprojekt beantwortet zwei miteinander verbundene Fragen in Bezug auf diese neue Politik der verstärkten Selbstregulierung: Erstens, wie entstehen verstärkte Selbstregulierungssysteme für die Regulierung neuer Informationstechnologien? Zweitens: Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede gibt es in der regulatorischen Ausgestaltung dieser verstärkten Selbstregulierungssysteme bei der Bewältigung der Herausforderungen der neuen Informationstechnologien? Die Beantwortung dieser Fragen kann unser Verständnis des polyzentrischen Charakters der Datenverwaltung und der Rolle der Regulierungsvermittler bei der Verbesserung der Legitimität und Effizienz von Selbstregulierung bei der Datenverwaltung fördern.

 

Dr Nora Stappert

Senior Research Fellow, February 2022 – January 2023

  • Forschungsgruppe: Legitimation and Delegitimation in Global Cooperation
  • Hochschulzugehörigkeit: School of Politics and International Studies (POLIS), University of Leeds
  • Projekt: 'Processes of (De-)Legitimation through Law:  Understanding Communities of International Legal Practice and the Proposal to Criminalize Ecocide'

 

Projeketbeschreibung:

In der Literatur der Internationalen Beziehungen über Legitimation und Delegitimation in der Global Governance haben spezifisch juristische Legitimationsnarrative sowie die Juristen, die sie oft vorschlagen, relativ wenig Aufmerksamkeit erhalten. Um die juristische Dimension von (De-)Legitimation besser zu verstehen, konzentriert sich dieses Projekt auf die Rolle internationaler Anwälte als Protagonisten von (De-)Legitimationsprozessen, insbesondere im Hinblick auf internationale Strafgerichte. Wie und mit welchen Folgen waren Völkerrechtler an der (De-)Legitimation dieser Gerichte beteiligt? Und durch welche Prozesse und mit welchen Auswirkungen wurde der Schutz der Umwelt und des Klimawandels in den letzten Jahren als legitimes Anliegen innerhalb der internationalen Strafgerichtsbarkeit konstruiert, was in Vorschlägen gipfelte, Ökozid als internationales Verbrechen in das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs aufzunehmen?