EGOS-Ehrenmitgliedschaft für Direktorin Sigrid Quack

Am 7. Juli wurde KHK-Direktorin Prof. Dr. Sigrid Quack die Ehrenmitgliedschaft der European Group for Organizational Studies (EGOS) verliehen, "für ihre bahnbrechenden und dauerhaften Beiträge zur Erforschung der transnationalen Organisation und des Organisierens sowie zur EGOS als Vereinigung". Auf der Eröffnungsveranstaltung des 38. EGOS-Kolloquiums in Wien wurde die Auszeichnung nach einer Laudatio von Prof. Dr. Leonhard Dobusch, Institut für Organisation und Lernen, Universität Innsbruck, verliehen; einem langjährigen akademischen Weggefährten und gemeinsam mit Prof. Quack Mitbegründer von 'governance across borders', einer etablierten wissenschaftlichen Blog-Plattform, auf der Dobuschs Laudatio bereits ihren Platz gefunden hat.

EGOS

EGOS ist eine wissenschaftliche Vereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hat, das theoretische und/oder empirische Wissen über Organisationen, das Organisieren und die Kontexte, in denen Organisationen agieren, voranzutreiben. Eines ihrer Hauptziele ist es, die kritischen und analytischen Ansätze der Mitglieder in der Organisationsforschung weltweit zu vertreten und ihnen eine Stimme zu geben. Im Juli 2021 zählte EGOS rund 2.600 aktive Mitglieder, die 60 Länder aus der ganzen Welt repräsentieren.

Laudatio

In seiner Laudatio stellte Dobusch die Organisationsforschung als eine Disziplin vor, die bereits seit einiger Zeit herausragende Merkmale aufweist: Die Forschung in diesem Bereich ist "wirklich transdisziplinär", zeichnet sich durch "große methodische Offenheit" aus und ist "ein Feld, das theoretischen Pluralismus praktiziert".
 

Und dieser Dreiklang aus Transdisziplinarität, methodischer Offenheit und theoretischem Pluralismus ist auch das, wozu Sigrid nicht nur beigetragen hat, sondern was sie gelebt hat, was sie vorgelebt hat, was sie vorangetrieben hat. (Laudatio: Prof. Dobusch)

Dem wird sicher niemand im Kolleg widersprechen! Sigrid Quacks Forschung ist grundlegend an transnationalen Prozessen interessiert, wobei sie die institutionellen Strukturen, wie sie sich im Laufe der Zeit (und über die Grenzen hinaus) entwickeln, einer eingehenden Analyse unterzieht.

In ihrer Arbeit über transnationale Anwaltskanzleien mit Glenn Morgan, ihren Sammelbänden mit Marie-Laure Djelic über Globalisierung und Institutionen sowie über transnationale Gemeinschaften und auch in unserer gemeinsamen Arbeit über die Regulierung des geistigen Eigentums als transnationale Praxis untersuchte sie, wie nationale und transnationale Institutionen interagieren und wie Normen sowohl nach oben als auch nach unten durchsickern können, und forderte damit die Anwendung von Mehrebenenansätzen zu Fragen globaler ökonomischer Governance. (Laudatio: Prof. Dobusch)


Jenseits der Unterscheidung zwischen perfekt und unvollkommen

Da Wissenschaftler*innen immer rechtfertigen müssen, was sie tun, denkt Dobusch auch über einen anderen Zweck der EGOS-Ehrenmitgliedschaft nach: junge Wissenschaftler*innen durch solche Beispiele positiv zu motivieren. Und ihm kommt in den Sinn, dass ein allzu perfektes Bild die nächste Generation entmutigen könnte.
 

Denn wie könnten alle Sterblichen hier danach streben, das scheinbar übermenschliche Niveau der ausgezeichneten Gelehrten zu erreichen? (Laudatio: Prof. Dobusch)

Das diesjährige EGOS-Kolloquium stand unter dem Motto "Organisieren: Die Schönheit der Unvollkommenheit" und vertrat die These, dass "Unvollkommenheit nicht mit Mangel, Schwäche oder Versagen gleichzusetzen ist, sondern auch Chancen, ungenutztes Potenzial und sogar das Außergewöhnliche beinhalten kann".

Auf seiner Suche nach etwas, das dem "scheinbar übermenschlichen Niveau der ausgezeichneten Gelehrten" etwas entgegensetzen könnte, fand Dobusch dann etwas, das über die Kluft zwischen perfekt und unvollkommen hinausgeht, und beendete seine Laudatio mit sehr sympathischen Bemerkungen über "Sigrids Humanismus".


Martin Wolf
 



Ausgewählte Veröffentlichungen

(Mehr: Profil Prof. Dr Sigrid Quack)

Djelic, Marie-Laure and Quack, Sigrid (2018). Globalization and Business Regulation, Annual Review of Sociology 44: 123–143.

Djelic, Marie-Laure and Quack, Sigrid (eds.) (2010). Transnational Communities. Shaping Global Economic Governance, Cambridge: Cambridge University Press.

Djelic, Marie-Laure, and Quack, Sigrid (2007). ‘Overcoming path dependency: path generation in open systems’. Theory and society, 36(2), 161–186.

Djelic, Marie-Laure, and Quack, Sigrid (2003). Globalization and institutions. Edward Elgar Publishing.

Dobusch, Leonhard, Hondros, Konstantin, Quack, Sigrid and Zangerle, Katharina (2018). ‘Shaping Competition, Cooperation and Creativity in Music and Pharma: The Role of Legal Professionals, Intellectual Property and Regulatory Uncertainty’. Organized Creativity Discussion Paper No. 18/3, Berlin: Freie Universität Berlin.

Dobusch, Leonhard and Quack, Sigrid (2013). Framing Standards, Mobilizing Users: Copyright versus Fair Use in Transnational Regulation, Review of International Political Economy 20 (1): 52–88.

Morgan, Glenn, and Quack, Sigrid (2005). ‘Institutional legacies and firm dynamics: the growth and internationalization of UK and German law firms’. Organization Studies, 26(12), 1765–1785.

Quack, Sigrid (2007). ‘Legal professionals and transnational law-making: A case of distributed agency’. Organization, 14(5), 643–666.

Quack, Sigrid (2010). ‘Law, expertise and legitimacy in transnational economic governance: an introduction’. Socio-Economic Review, 8(1), 3–16.