Die Centre Fellows Dr. Eric Cezne und Dr. Dumebi Obute veranstalteten kürzlich einen interdisziplinären Workshop über globale Infrastrukturen und die Umwelt. Der Workshop, der ursprünglich als Beschäftigung mit Infrastrukturen im globalen Süden und deren Auswirkungen auf die Klimapolitik konzipiert war, entwickelte sich zu einer vielseitigen Intervention, die den Schwerpunkt der Forschungsgruppe "Legitimation and Delegitimation in Global Cooperation" mit der Arbeit im Policy Field "Climate Change and Sustainability" verband.
An dem zweitägigen Workshop mit dem Titel "Global Infrastructures and the Environment: Rethinking Legitimation, Socio-spatial Dynamics, and Resistance", nahmen internationale Wissenschaftler*Innen aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Sprach- und Kulturwissenschaften, internationale Beziehungen, Politikwissenschaft sowie Wissenschafts- und Technologiestudien teil. Obute und Cezne forschen über das Nigerdelta bzw. das brasilianische Amazonasgebiet. Der Workshop bot die Gelegenheit, sich über ihre Forschungen und Erkenntnisse auszutauschen und gleichzeitig eine breitere Perspektive dafür zu gewinnen, wie globale Infrastrukturen zu Legitimation, Politik, Aktivismus und Klimafragen beitragen.
Wir haben erkannt, dass viele der Auswirkungen von Infrastrukturen eher global als global-südspezifisch sind; viele der beteiligten Akteure, viele der Netzwerke und Finanzierungsmechanismen haben eine globale Dimension, so dass es sinnvoll war, sie als globales Phänomen zu behandeln".
Dumebi merkt an, dass ein Schwerpunkt auf Legitimation/Delegitimation insbesondere im Hinblick auf Landbesitzansprüche angebracht sei. Wie erlangt ein Industrieunternehmen Eigentum und Einfluss auf ein Stück Land? Wie werden diese Ansprüche legitimiert, und in welchen Bereichen? Welche Folgen hat es politisch, sozial und ökologisch, wenn multinationale Konzerne ihre Partikularinteressen an Rohstoffen durch die Errichtung von (schädlichen) Förderinfrastrukturen durchsetzen? Die Antworten auf diese Fragen sind nicht leicht zu finden, aber die Vielfalt der Perspektiven, die während des Workshops angeboten wurden, werfen ein Licht auf mögliche Wege, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Wir haben vielleicht keine Symphonie geschaffen, bei der alle mit einer Stimme sprechen, aber ich glaube, wir wollten eigentlich eine Kakophonie erreichen - verschiedene Stimmen aus verschiedenen Kontexten, die alle an demselben Gespräch teilnehmen".
Eric Cezne unterstreicht, dass ein Verständnis von Infrastrukturen diese unterschiedlichen Perspektiven erfordert. Eine Herausforderung stellt natürlich der Versuch dar, diese Engagements in ein kollektives wissenschaftliches Werk zu fassen. Workshops am Kolleg sind oft mit der Verpflichtung (oder zumindest mit der Absicht) verbunden, eine Art von Ergebnis zu erzielen - zum Beispiel einen Artikel, eine Sonderausgabe, eine Konferenz oder einen Sammelband - eine Aufgabe, die durch die schiere Vielfalt der Stimmen in diesem Fall in gewisser Weise erschwert wird. Trotz dieser Hürde stellt Cezne fest, dass es viele erfolgreiche Einführungen gab, die zumindest einige produktive bilaterale Kooperationen in der Zukunft versprechen. Dumebi hat das zweischneidige Schwert der Interdisziplinarität hervorgehoben: Die durch diese Art von Engagement gewonnenen Einsichten sind für ein umfassenderes Verständnis des Themas unerlässlich, aber die Ergebnisse müssen in gewisser Weise den Anforderungen des akademischen Lebens entsprechen.
Trotz dieser Herausforderungen wurde der Workshop als ein eindeutiger Erfolg bezeichnet. Sowohl Dumebi als auch Eric haben nuancierte Anwendungen von Infrastrukturstudien abgeleitet, die in ihre Forschung sowohl am Kolleg als auch darüber hinaus einfließen werden. Eine wichtige Erkenntnis war der Begriff des "Nachlebens von Infrastrukturen". Damit ist gemeint, dass die physischen Auswirkungen beispielsweise der Ölförderung im Nigerdelta oder einer Straße, die direkt durch den Amazonas führt, nicht nur vorübergehend sind, nicht nur ein wichtiger Faktor während der Erkundung selbst. Vielmehr haben diese Infrastrukturen auch nach ihrer "praktischen" Nutzung Auswirkungen auf die Landschaft und die politischen Realitäten der betroffenen Bevölkerungsgruppen.
Die Berücksichtigung dieser Realitäten war ein weiterer Schwerpunkt des Workshops: Welche Rolle sollen Aktivisten in den komplexen Interaktionen spielen, die durch Infrastrukturen hervorgerufen werden? Soziale Bewegungen, die sich für die Begrenzung oder gar den Abbau von Infrastrukturen einsetzen, haben viele Formen. Eine Teilnehmerin des Workshops ist nicht nur Klimaaktivistin, sondern auch Autorin, die poetische und literarische Werke als eine Form des Widerstands anbietet. Unsere Forscherin Lauren Eastwood bot eine weitere Perspektive zu diesem Thema an und verwies unter anderem auf (para)militärische Einsätze und die Besetzung von Infrastrukturstandorten (wie im Fall von Lützerath, Deutschland). Aufkommende Technologien erfordern neue Akte des Widerstands und des Engagements von betroffenen Gemeinschaften und politischen Entscheidungsträgern. Die Zukunft von Wachstum/Wachstumsrückgang ist umstritten und ungewiss. Ungehemmtes infrastrukturelles Wachstum wird mit Sicherheit finanzielle und soziale Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung haben; Regierungen auf der ganzen Welt sind oft misstrauisch gegenüber Degrowth-Strategien, da sie diese als antikapitalistisch oder unvereinbar mit wirtschaftlichen Belangen ansehen.
Irgendwie muss ein Gleichgewicht zwischen der Entwicklung der Infrastruktur und den Menschenrechten, zwischen Unternehmen, Gemeinden und dem Klima gefunden werden. Der Workshop stellte eine wichtige, fächerübergreifende Auseinandersetzung mit diesen und vielen anderen Themen dar. Ein umfassendes und globales Verständnis von Infrastrukturen ist notwendig, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie man mit den Schäden der Vergangenheit und den aktuellen Herausforderungen umgehen kann und welche Maßnahmen für die Zukunft geeignet sind.
Eine Anmerkung zu Barrieren und Inklusion
Die Organisatoren dieses Workshops räumen ein, dass sich das Kolleg und somit seine Fellows und Forscher in einer privilegierten Position befinden, wenn es um die Planung und Organisation von Veranstaltungen dieser Art geht. Dennoch möchten sie auch auf einige verwaltungstechnische Hürden hinweisen, die in diesem speziellen Fall, aber auch bei internationalen akademischen Engagements allgemein, den Austausch behindern. Viele Teilnehmer der Konferenz sahen sich mit Hindernissen konfrontiert, die mit der Beschaffung der richtigen Visa für die Teilnahme an der Veranstaltung vor Ort zusammenhingen; einige konnten gar nicht nach Duisburg reisen. Hier ist anzumerken, dass diese Barrieren, insbesondere für Forscher*innen aus dem Globalen Süden, nicht nur ein Fall von bürokratischer Voreingenommenheit sind, sondern auch Stolpersteine darstellen, die eine produktive internationale Zusammenarbeit behindern.
Andrew Costigan, im Gespräch mit Eric Cezne und Dumebi Obute