Forscher*innen des Käte Hamburger Kollegs haben wesentliche Beiträge zu einer neuen Buchreihe geleistet, die die "kombinierten theoretischen, methodologischen, empirischen und politischen Erkenntnisse" aus dem sechsjährigen Legitimacy in Global Governance (LegGov) Programm präsentieren soll.
Der Co-Direktor des Kollegs, Jan Aart Scholte, fungierte sowohl als Mitherausgeber der Reihe als auch als beitragender Autor (Citizens, Elites, and the Legitimacy of Global Governance). Die Fellows Soetkin Verhaegen und Nora Stappert waren auch Mitautoren von Kapiteln in Legitimation und Delegitimation in Global Governance sowie in Citizens, Elites, and the Legitimacy of Global Governance. Fariborz Zelli, ein Alumni Fellow des Kollegs, ist Mitautor des dritten Buches der Reihe, Global Legitimacy Crises: Decline and Revival in Multilateral Governance". Im Folgenden finden Sie Kurzbeschreibungen der einzelnen Bände, die über den Verlag Oxford University Press bezogen wurden. Bitte folgen Sie den Links auf dieser Seite, um auf die Texte zuzugreifen, die unter einer Creative-Commons-Lizenz frei zugänglich sind.
Die Legitimität von Global-Governance-Institutionen wird in der heutigen Weltpolitik sowohl angefochten als auch verteidigt. Legitimation und Delegitimation in Global Governance untersucht die Prozesse der Legitimation und Delegitimation solcher Institutionen. Wie, warum und mit welchen Auswirkungen auf das Publikum werden Institutionen der Global Governance legitimiert und delegitimiert? Das Buch entwickelt einen umfassenden theoretischen Rahmen für die Untersuchung von (De-)Legitimationsprozessen in der Governance jenseits des Staates. Es bietet umfassende vergleichende Analysen, um bisher unerforschte Muster von (De-)Legitimationsprozessen aufzudecken. Es werden verschiedene globale und regionale staatliche und nichtstaatliche Institutionen in unterschiedlichen Politikfeldern einbezogen. Die Unterschiede zwischen diesen Institutionen werden unter Bezugnahme auf den institutionellen Aufbau, die Merkmale des Politikfeldes und die breiteren sozialen Strukturen sowie auf die Eigenschaften der (De-)Legitimationsakteure erklärt. Der Ansatz stützt sich auf ein Forschungsdesign mit gemischten Methoden, das quantitative und qualitative neue empirische Daten verwendet. Drei miteinander verknüpfte Hauptelemente von Legitimations- und Delegitimationsprozessen stehen im Mittelpunkt der Analyse: die unterschiedlichen Praktiken, die von verschiedenen Akteuren angewandt werden, um die Legitimität von Institutionen zu stärken oder in Frage zu stellen; die normativen Rechtfertigungen, auf die sich diese Akteure stützen, wenn sie Legitimations- und Delegitimationspraktiken anwenden; und die verschiedenen Zielgruppen, die von Legitimation und Delegitimation betroffen sein können. Dies führt zu einem dynamischen Wechselspiel zwischen Legitimation und Delegitimation bei der Anfechtung der Legitimität von GGI.
Citizens, Elites, and the Legitimacy of Global Governance (Bürger, Eliten und die Legitimität von Global Governance) bietet die erste umfassende vergleichende Studie über die Legitimitätsüberzeugungen von Bürgern und Eliten gegenüber Global Governance. Empirisch bietet sie eine umfassende Analyse der öffentlichen und elitären Meinung zu Global Governance, die auf zwei einzigartig koordinierten Umfragen in mehreren Ländern und internationalen Organisationen beruht. Theoretisch wird ein Ansatz auf individueller Ebene entwickelt, der untersucht, wie die Eigenschaften einer Person in Bezug auf ihren sozioökonomischen Status, ihre politischen Werte, ihre geografische Identifikation und ihr institutionelles Vertrauen die Legitimitätsüberzeugungen in Bezug auf Global Governance beeinflussen. Die zentralen Ergebnisse des Buches sind dreifach. Erstens gibt es eine bemerkenswerte und allgemeine Kluft zwischen Elite und Bürgern bei den Legitimitätsüberzeugungen gegenüber der Global Governance. Während die Eliten im Durchschnitt eine mäßig hohe Legitimität gegenüber internationalen Organisationen haben, ist die allgemeine Öffentlichkeit deutlich skeptischer. Zweitens sind Unterschiede auf individueller Ebene in Bezug auf Interessen, Werte, Identitäten und Vertrauensvorstellungen wichtige Faktoren für die Legitimitätsüberzeugungen von Bürgern und Eliten in Bezug auf Global Governance sowie für die Kluft zwischen ihnen. Am wichtigsten sind Unterschiede im Ausmaß, in dem Bürger und Eliten inländischen politischen Institutionen vertrauen, die systematisch beeinflussen, wie sie die Legitimität internationaler Organisationen bewerten. Drittens variieren sowohl die Muster als auch die Quellen der Legitimitätsüberzeugungen von Bürgern und Eliten je nach Organisation und Land. Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass institutionelle und gesellschaftliche Kontexte die Einstellung zu Global Governance beeinflussen. Die Ergebnisse des Buches werfen ein wichtiges Licht auf künftige Möglichkeiten und Beschränkungen der internationalen Zusammenarbeit und deuten darauf hin, dass das derzeitige Niveau der Legitimität weder auf eine allgemeine Krise der Global Governance noch auf eine allgemeine Bereitschaft zu ihrer Ausweitung hinweist.
Global Legitimacy Crises befasst sich mit den Folgen von Legitimität in der Global Governance, insbesondere mit der Frage, wann und wie sich Legitimitätskrisen auf internationale Organisationen und ihre Fähigkeit zu regieren auswirken. Das Buch beginnt mit einer neuen Konzeptualisierung von Legitimitätskrisen, die die öffentlichen Herausforderungen durch eine Vielzahl von Akteuren betrachtet. Auf der Grundlage dieses Konzepts werden Legitimitätskrisen mit Hilfe eines gemischten Methodenansatzes identifiziert und untersucht, beginnend mit einer quantitativen Analyse von Daten der Massenmedien über die Herausforderungen einer Stichprobe von 32 IOs. Es zeigt, dass einige, aber nicht alle Organisationen Legitimitätskrisen erlebt haben, die sich über mehrere Jahrzehnte von 1985 bis 2020 erstrecken. Im Anschluss daran wird eine qualitative Studie vorgestellt, in der die Legitimitätskrisen zweier ausgewählter Fallstudien näher untersucht werden: der WTO und des UNFCCC. Während frühere Forschungen davon ausgingen, dass Legitimitätskrisen negative Folgen haben, stellt das Buch einen theoretischen Rahmen vor, der die mit einer Legitimitätskrise einhergehende Aktivierung privilegiert. Er besagt, dass diese Aktivierung einer IO nicht nur schaden, sondern sie auch stärken kann, und zwar in Bezug auf ihre materielle, institutionelle und Entscheidungsfähigkeit. Die folgende statistische Analyse zeigt, dass es von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, ob eine Krise überwiegend negative oder positive Auswirkungen hat. Dazu gehören die spezifische Zielgruppe, deren Herausforderungen eine bestimmte Krise definieren, und verschiedene institutionelle Eigenschaften der betroffenen Organisation. Die anschließende eingehende Analyse der WTO und des UNFCCC zeigt außerdem, wie Legitimitätskrisen und sowohl positive als auch negative Folgen miteinander verknüpft sind, und dass die Auswirkungen von Krisen manchmal sogar über die Grenzen der Organisation hinaus sichtbar sind.
Bexell, Magdalena, Jönsson, Kristina and Uhlin, Anders (2022)(eds). Legitimation and Delegitimation in Global Governance. Oxford: Oxford University Press.
Dellmuth, Lisa, Scholte, Jan Aart, Tallberg, Jonas and Verhaegen, Soektin (2022). Citizens, Elites, and the Legitimacy of Global Governance. Oxford: Oxford University Press.
Sommerer, Thomas, Agné, Hans, Zelli, Fariborz and Bes, Bart (2022). Global Legitimacy Crises: Decline and Revival in Multilateral Governance. Oxford: Oxford University Press.
Buchreihe Legitimität und Global Governance
Von den Herausgebern der Reihe Jonas Tallberg, Karin Bäckstrand und Jan Aart Scholte:
"Legitimität scheint von entscheidender Bedeutung zu sein, wenn die Global Governance viele zentrale Herausforderungen der heutigen Gesellschaft bewältigen soll: Klimawandel, wirtschaftliche Entwicklung, Gesundheitspandemien und vieles mehr. Aktuelle Trends deuten jedoch darauf hin, dass die Legitimität der Global Governance zunehmend in Frage gestellt werden könnte. Die Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen, die Enttäuschung über die Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen, der Widerstand gegen den Umgang der Weltgesundheitsorganisation mit COVID-19 und der allgemeine Anstieg des antiglobalistischen Populismus - all dies sind Anzeichen für eine erhebliche Unzufriedenheit mit den Institutionen der Global Governance. Daraus ergibt sich eine wichtige Forschungsagenda zu Legitimität, Legitimation und Anfechtung in der Global Governance.
Diese Buchreihe soll diese Agenda voranbringen. In den drei Bänden wird untersucht, inwieweit, warum, wie und mit welchen Folgen Global-Governance-Institutionen als legitim angesehen werden. Die Bücher behandeln diese Frage anhand von drei sich ergänzenden Themen: (1) Quellen der Legitimität von Global-Governance-Institutionen; (2) Prozesse der Legitimation und Delegitimation im Umfeld von Global-Governance-Institutionen; und (3) Folgen der Legitimität für die Funktionsweise von Global-Governance-Institutionen. Die Reihe präsentiert die kombinierten theoretischen, methodologischen, empirischen und politischen Ergebnisse des Legitimacy in Global Governance (LegGov) Programms. LegGov war ein sechsjähriges Projekt (2016-21), an dem 16 Forscher der Universitäten Stockholm, Lund und Göteborg beteiligt waren. Das Programm wurde vom Riksbankens Jubileumsfond finanziert und von Jonas Tallberg an der Universität Stockholm koordiniert. LegGov hat bereits den Band Legitimacy in Global Governance veröffentlicht: Sources, Processes, and Consequences im Jahr 2018 bei Oxford University Press veröffentlicht. Während diese Arbeit die Agenda und Strategie von LegGov darlegte, präsentiert diese Reihe die umfangreichen Ergebnisse des Programms in drei integrierten Büchern".