9. November 2021 - nichtöffentlich
Dieser Workshop wurde von Prof. Maria Koinova, University of Warwick und Prof. Volker Heins, Universität Duisburg-Essen geleitet. Die Teilnehmer wollten sich eingehender mit der Steuerung von Transit und irregulärer Migration befassen, die sowohl auf formellem als auch auf informellem Wege erfolgt. Angesichts wachsender Migrationsbewegungen auf der ganzen Welt und der Entwicklung neuer digitaler Maßnahmen durch Staaten und supranationale Organisationen zur Kontrolle dieser Migration während und nach der Covid-19-Pandemie ist eine Überprüfung von Konzepten und Formen der Steuerung unerlässlich. Dieser Workshop sollte Debatten über Transit und irreguläre Migration jenseits von Mobilität, Sicherheit und Kritik an eurozentrischen Perspektiven führen.

Der Schwerpunkt lag hier auf der Erfassung des Konglomerats formeller Politiken und informeller Praktiken, die nebeneinander bestehen und Governance-Architekturen bilden. Die Wissenschaft befasst sich nur allzu gerne mit der offiziellen Politik von Regierungen, internationalen Organisationen und in jüngster Zeit auch von Nichtregierungsorganisationen, nicht aber mit den informellen Formen des Regierens, die von oder zusammen mit nichtstaatlichen Akteuren entwickelt werden. Da Transit- und irreguläre Migration in vielen Teilen der Welt stattfindet, in denen staatliche Institutionen schwach und Korruption weit verbreitet sind, kann die tatsächliche Steuerung eine offene und informelle Duldung auch von nichtstaatlichen Akteuren beinhalten.
Der Workshop versuchte, diese Vielfalt zu erfassen, indem er Gespräche über Transit und irreguläre Migration auch in Bezug auf verschiedene Weltregionen einbezog, sei es durch vergleichende Fallstudien oder aus einer regionalen Perspektive. Die regionale Perspektive auf die Steuerung von Transit und irregulärer Migration ist immer noch unterentwickelt, ebenso wie das Verständnis dafür, wie Steuerung funktioniert, wenn Staaten unterschiedliche Kapazitäten haben und unter verschiedenen politischen Regimen arbeiten. Wir müssen nicht nur die Konzepte der "Transitmigration", der "Transitstaaten" und der "irregulären Migration" überdenken, sondern auch genauer untersuchen, wie Daten auf neuartige Weise erhoben und besser analysiert werden können, um informelle und regionale Dynamiken zu erfassen.
Die beiden übergreifenden Forschungsfragen für diesen Workshop lauteten: Wie gestalten formelle Politik und informelle Praktiken gemeinsam die Steuerung von Transit und irregulärer Migration? Wie tun sie dies in verschiedenen Weltregionen?
Zu den Unterfragen gehörten:
- Wie werden formale Politiken, die Transit und irreguläre Migration regeln, in der Praxis umgesetzt?
- Wie unterscheidet sich diese Umsetzung, wenn es sich um starke oder fragile Staaten handelt?
- Wie unterscheidet sie sich, wenn sie in Ländern mit unterschiedlichen politischen Systemen (demokratisch, kompetitiv-autoritär, autoritär) eingebettet ist?
- Wie sehen die informellen Praktiken aus, die den Transit und die irreguläre Migration regeln?
- Wer sind die Akteure, die mit solchen informellen Praktiken verbunden sind?
- Wie interagieren politische Entscheidungsträger und Akteure, die mit informellen Praktiken verbunden sind?
- Sind Staaten anders in informelle Praktiken verwickelt als internationale Organisationen?
- Welche Rolle spielen Experten bei dieser Art von Governance?
- Gibt es eine Rolle für Migranten bei der Steuerung ihrer Transit- und irregulären Migration?
- Wie wirkt sich die Digitalisierung dieser Governance auf formelle und informelle Governance-Praktiken aus?
Professor*innen Koinova und Heins planen, die Beiträge dieses Workshops als Sonderausgabe einer Zeitschrift (special issue) zu veröffentlichen.