
In den über 100 Jahren ihres Bestehens konnte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die Ambivalenz, die in ihrer Mission verankert ist, nie ganz ablegen: international anerkannte Standards für soziale Gerechtigkeit zu fördern und gleichzeitig die Richtung eines Weltwirtschaftssystems zu steuern, das auf die (kapitalistische) Globalisierung zusteuert. Dank ihrer dreigliedrigen Struktur, die Vertreter von Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgebern zusammenbringt, war die Organisation in der Lage, soziale und Arbeitsrechte auf den Radar der wichtigsten Interessengruppen zu bringen, insbesondere auf nationaler Ebene. Bei einer Reihe von Gelegenheiten, insbesondere in den 1920er Jahren und dann im Zweiten Weltkrieg, spielten die Sozialpartner, die innerhalb dieser dreigliedrigen Struktur arbeiten, eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung oder Entwicklung der Organisation. Die IAO war jedoch nicht in der Lage, ähnliche Ergebnisse in Bezug auf das Management der Globalisierung zu erzielen. Ein Blick auf die Erfolgsbilanz der IAO in Bezug auf die Zusammenarbeit mit multinationalen Unternehmen zeigt, dass private Akteure mit einem starken internationalen Profil in der Lage sind, die Politik der sozialen Gerechtigkeit zu umgehen. Indem sie die Debatten der 1970er Jahre zur Regulierung der Aktivitäten multinationaler Unternehmen - eine Forderung, die im Rahmen der Neuen Internationalen Wirtschaftsordnung erhoben wurde - und Präsident Bidens Forderungen nach einer Besteuerung dieser Unternehmen heute beleuchtete, konnte Prof. Sandrine Kott dieses Spannungsverhältnis nachzeichnen, das die globale Verwirklichung ihrer Ziele in der Vergangenheit beeinträchtigt hat, und zeigen, wie die Grenzen der globalen Durchsetzung sozialer Rechte die Arbeit der IAO auch heute noch beeinflussen.
Ablauf
17:20-17:30
Anmeldung Videoplattform
17:30-17:35
Begrüßung und einleitende Bemerkungen
Dr. Nina Schneider
Senior Researcher and Research Group Leader at the Centre for Global Cooperation Research, University of Duisburg-Essen (UDE)
17:35-18:15
42. Käte Hamburger Lecture
Social Justice Globally: The ILO Experience
Dr. Sandrine Kott
Professor of Modern European History, Université de Genève
Kommentar: Dr. Daniel Maul
Associate Professor for International Contemporary History, University of Oslo
Moderator: Dr. Nina Schneider
18:15-18:45
Q&A mit dem Publikum
18:45
Abschließende Bemerkungen und Ende der Veranstaltung
Online-Vortrag via Zoom - Der Zugang wird nach der Registrierung (unten) für die Veranstaltung bereitgestellt.