
E-Mail: marchand@gcr21.uni-due.de
Forschungsprojekt am Kolleg
Die Rolle von Städten im Migrationsmanagement: einige Erfahrungen aus dem Globalen Süden
Seit ca. 2000 ist eine der Hauptfragen in Migrationsdebatten, wie man Migration managen kann. Die Globale Kommission für Internationale Migration hat sich mit diesem Themain ihrem Bericht 2005 näher beschäftigt. Interessanterweise erkennt der Bericht zwar an, dass Städte Orte sind, "die eine hohe Anzahl an Migranten aufnehmen, was es ihnen erlaubt, gut positioniert von den neuen Handels-, Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten zu profitieren, die der Globalisierungsprozess ermöglicht. Allerdings findet die Rolle der Stadt beim Management verschiedener Migrationsströme keine Erwähnung. Anscheinend wird Migrationsmanagement immer noch als Thema behandelt, dass auf Bundesebene von der Zentralregierung behandelt werden muss. Hingegen verdeutlicht die vorliegende Literatur zu Stadt und Globalisierung, dass Städte in Bezug auf Migration eine wichtige Rolle spielen.
Zum Beispiel diskutiert Saskia Sassen in ihrem wegweisenden Werk zu globalen Städten nicht nur deren wichtige Rolle als Knotenpunkte der globalen Politikwirtschaft, sondern resümiert auch, dass diese globalen Städte letztendlich Anziehungspunkte für verschiedene Migrationsströme hoch- und geringqualifizierter Migranten werden. Seit kurzem wird auch die Rolle von Städten beim Migrationsmanagement von Seiten der Politik anerkannt, vor allem seit der Annahme der neuen urbanen Agenda während der UN Habitat III-Konferenz 2016. Diese UN Habitat-Agenda stimmt mit einigen Forschern darin überein, dass Städte neue (sub-nationale) Akteure globaler Governance. Zum Beispiel argumentiert Benjamin Barber, dass Stadtverwaltungen wesentlich besser dazu geeignet sind, dringende Probleme auf eine praktische und unparteiische Weise zu lösen. Er legt sogar nahe, dass Städte ein neues Paradigma globaler Governance repräsentieren, welches wesentlich demokratischer und weniger von oben herab ist. Zusätzlich legt die Tatsache dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten leben nahe, dass Städte wichtige Orte für eine Reihe politischer Themen geworden sind, von denen internationale Migration nur eines darstellt.
Ein aktuelles Beispiel dazu, wie Städte in den Bereich internationale Migration involviert wurden ist die Schaffung sogennanter Zufluchtsstädte (sanctuary cities) in den USA als eine Antwort auf die restriktive Migrationspolitik unter der Trump-Regierung. Stadtverwaltungen sind auch aktiv an der Entwicklung von praktischer Politik beteiligt, zu Themen, die für die oft illegal Eingewanderten relevant sind, wie Bildung, Gesundheits- oder Wohnungspolitik. Die Aufmerksamkeit war bisher vor allem darauf gerichtet, wie globale Städte im globalen Norden lokale Strategien in Umgang mit migrationsbezogenen Themen entwickelt haben, angefangen mit Maßnahmen zur Inklusion von Migranten unanhängig von ihrem legalen Status bis hin zu repressiven Kontroll- und Ausschlussmaßnahmen für Migranten und deren Zugang zu urbanen Bereichen. Weniger Aufmerksamkeit wurde den (in Globalisierung befindlichen) Städten des globalen Südens zuteil. Trotzdem sind diese Städte (auch) wichtige Knotenpunkte innerhalb der Migrationsströme und ihre Rolle und Politikmaßnahmen müssen weiter untersucht werden.
Für das vorliegende Projekt interessiert mich das Dachthema welche Arten migrationsbezogener Herausforderungen Städte im globalen Süden betreffen und welche Politikstrategien sie entwickelt haben um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Im Detail möchte ich auf einem vorherigen Projekt aufbauen und dieses weiter verfolgen, das analysierte, wie drei mexikanische Städte, Puebla, Monterrey und Tijuana, Strategien zu verschiedenen migrationsbezogenen Themen entwickelt haben. Dieses frühere Projekt weist darauf hin, dass diese Städte Knotenpunkte in mehreren Migrationsströme sind: Stadt-Land, Migration Hochqualifizierter (innerstaatlich und aus dem globalen Norden), Transit (aus Mittelamerika aber auch aus anderen Kontinenten), Emigration, und Rückkehrer. Die Erfahrungen und Politikinitiativen dieser Städte sind der Ausgangspunkt für eine weitere Untersuchung der Rolle und Beiträge von Städten als Akteure in der globalen Governance des Migrationsmanagements.
Laufende Projekte
- The Role of Cities in Managing Migration: Some Experiences from the Global South
- Die nationale und globale Repositionierung mexikanischer Städte vor transnationalen Problemen: Energie, Umwelt, Migration, Bürgersicherheit und Kultur
- IR entkolonialisieren
- Migrantinnen und Rückkehrerinnen in Puebla, Mexiko
Gutachter- und Beratertätigkeiten
- Zurückkehrende Migrantinnen in Puebla (Instituto Poblano de las Mujeres) 2017
- Miembro Comité Técnico [Mitglied Technisches Kommittee], Observatorio de la Violencia Social y de Género (OVSG-Puebla), Instituto de Derechos Humanos Ignacio Ellacuría SJ, Universidad Iberoamericana – Puebla (2017-2019)
- Externe Gutachterin, Fakultät für Sozialwissenschaften, University of Ottawa, Dezember 2015-März 2016.
- Frauen, Migration und ITC (Proinnova-Conacyt 2016) Beraterin, CORDAID, Projekt “Estado Del Arte En Las Políticas De Seguridad En El Contexto Del Actual Dinámica Política E Institucional De América Latina Con Énfasis E Colombia, Centro América y México” (2009)
- Beraterin, CORDAID, Projekt “Estado Del Arte En Las Políticas De Seguridad En El Contexto Del Actual Dinámica Política E Institucional De América Latina Con Énfasis E Colombia, Centro América y México” (2009)
- Mitglied der internationalen Beratergruppe, Oxfam/NOVIB Gender and Remittances Project, 2011-2012
- Teilnehmerin, Internationales Expertentreffen zu internationaler Migration und nationaler Entwicklung: Viewpoints and Policy Initiatives in the Countries of Origin. Nijmegen, Niederlande. 23.-24. August, 2006. Vorbereitung auf die Vereinte Nationen-Konferenz zu Migration und Entwicklung (Herbst 2006)
- Nationale Berichterstatterin, Second National Report on the Implementation of the Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women, für das Niederländische Parlament, Oktober 2002-Februar 2003. (auf Anfrage des Ministeriums für Soziale Fragen und Arbeit).
- Engendering Globalization: From Subsistence Farming to Rural Industrialization and Agribusiness, Hintergrundpapier für das Expertengruppentreffen zu “The situation of rural women within the context of globalization” organisiert durch die Division for the Advancement of Women (DAW) und den United Nations Development Fund for Women (UNIFEM), 4-8 June 2001, Ulaanbaatar, Mongolei: EGM/RW/2001/BP.1
- Externe Beraterin, review of Business & Society and Social & Political Thought, Studierendenprogramme am Institut für Sozialwissenschaften, Fakultät der Künste, York University in Toronto, 2007
Vita
seit 08/2002 | Universidad de las Américas Pueblas, Cholula, Mexiko Institut für Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften Forschungsprofessur (Cátedra) |
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05/2014-06/2014 | Carleton University, Ottawa, Kanada Institut für Politische Ökonomie Gastprofessorin |
01/2009-03/2009 | University of the West Indies, St. Augustine, Trinidad und Tobago Institut für Internationale Beziehungen und Centre for Gender and Development Studies Gastprofessorin |
04/2009-07/2009 | Radboud University Nijmegen, Niederlande Centre for International Development Issues Nijmegen Gastprofessorin |
11/2008-12/2008 | University of Cincinatti, USA Institut für Frauen-, Gender und Sexualitätsstudien Visiting Research Fellow |
11/2000-12/2000 | Aalborg Universität, Dänemark Research Center on Development and International Relations Gastprofessorin |
11/1999-12/1999 | Universität Oslo, Norwegen Centre for Development and the Environment Visiting Research Fellow |
01/1993-05/2005 | Universiteit van Amsterdam, Niederlande Institut für Politikwissenschaften Associate Professor |
08/1989-12/1992 | Middlebury College, VT, USA Institut für Politikwissenschaften Dozentin |
08/1988-07/1989 | Bucknell University, PA, USA Institut für Politikwissenschaften Gastdozentin |
Auszeichnungen
- Preis für herausragende Forscher, Abteilung Feministische Theorie und Gender Studies, International Studies Association (2017)
- Vizepräsidentin, International Studies Association (2007-2008)
- Einführung als Mitglied, International Register Marquis Who is Who in the World? (2010)
- Hauptsachverständige “Agenda de Intervención Inmediata para la Atención a Población Migrante: Mujeres Migrantes de Retorno en Puebla” (Instituto Poblana de las Mujeres) 2017
- Hauptsachverständige “El Reposicionamiento Nacional y Global de Ciudades Mexicanas ante Problemas Transnacionales: Energía, Medio Ambiente, Migración, Seguridad Ciudadana y Cultura” (CONACYT-PND 247777) 2015-2018
- Hauptsachverständige “Unpacking the borders: North American stories of ordinary crossings and state practices”, PIERAN (Programa Interinstitucional de Estudios sobre la Région de América del Norte) 2010-2015
- Ko-Koordinatorin “Derechos Humanos, ciudadanía e identidades de mujeres en un contexto Norteamericano”, Mobilitätsprogramm zwischen Mexiko, den USA und Kanada. PROMESAN 2004-2008
- Generalkoordinatorin “REDESFRO (Regionalismo, Desarrollo Social y Fronteras) Sommerinstitut, ein euro-lateinamerikanisches Kurzzeit-Graduiertentraining zu Regionalismus, sozialer Entwicklung und Grenzen (European Commission, Europe Aid-Co-operation Office, Alfa Programme: AML/B7-311/97/0666/II-0456-FCD), 2005-2008.
- Hauptsachverständige “Apizaco y Huamantla. Estudio comparativo de comunidades expulsoras de migrantes: Modelo de análisis de las causas e implicaciones de los flujos migratorios para solucionar la falta del desarrollo sustentable social de la región” (Fondo Mixto CONACYT -Tlaxcala Fomix-Tlax-2003-02-12453)
- Internationaler Workshop "Regional Governance in the New Millennium", Universität Amsterdam. Stipendium der Niederländischen Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO).
Seminare und Konferenzen
- (Keynote) "Cities in worlding: Mexican cities’ responses to globalization," International Conference on Global(izing) cities: Governance, belonging and violence, Radboud University, Nijmegen, Niederlande. 4.-5. Juni 2018.
- (Eingeladene Rednerin) "Gender Issues in Cross-Border Migration in North America", Workshop Canada’s Past and Future in the Americas, Carleton University, Ottawa, Ontario, 27.-28. März 2017
- (Ehrenrednerin), Eminent Scholar, Feminist Theory and Gender Studies Section, ISA Annual Convention, Baltimore 22.-25. Februar 2017
- (Eingeladene Rednerin) "Gender, Migration and Transnational Households: rethinking silence, voice and power" School of Global Studies, Universität Göteborg, 14. Dezember 2016
- (Eingeladene Rednerin) “Globalizing cities in the Global South: some Mexican Cases” School of Global Studies, Universität Göteborg, 15. Dezember 2016
- (Eingeladene Rednerin) “Theorizing the Global South: A Conversation with Amitav Acharya”. AMEI, Cancun, 15.-17. Oktober 2015
- (Eingeladene Teilnehmerin) Workshop “The Current State and future of IR Studies in the Global South”. AMEI, Cancun, 15.-17. Oktober 2015
- (Eingeladene Rednerin) “Crisis Económica, Género y Globalización en AL: Situación y Estrategias” LASA pre-conference Gender and Feminist Studies, San Juan Puerto Rico, 27.-30. Mai 2015
- (Eingeladene Rednerin) “Crisis Económica, Género y Globalización en AL: Situación y Estrategias” LASA pre-conference Gender and Feminist Studies, San Juan Puerto Rico, 27.-30. Mai 2015
- (Eingeladene Panelistin) “GDS Honors the Work of Third World Quarterly”, ISA Annual Meeting, Toronto, 26.-29. März 2014.
- (Eingeladene Rednerin) “Les mythes entourant les liens entre la migration et le développement The myths about the linkages between migration and development”, Symposium Les Mythes et Imaginaires de la Migration Transnationale. The Myths and Imaginaries of Transnational Migration, University of Ottawa, Ottawa, 30. Mai 2014.
- (Eingeladene Rednerin) "Relaciones Internacionales y Politica Global: Perspectiva Latinoamericana", El Senado De La República A Través de la Comisión de Relaciones Exteriores de América Latina Y el Caribe y el Centro de Estudios Internacionales "Gilberto Bosques", en Coordinación con La Universidad Iberoamericana y la Fundación Friedrich Ebert, Mexico 21.-22. Februar 2013
- (Eingeladene Rednerin) “Debates Contemporáneos y Problemas Teóricos Metodológicos en el Estudio de las Relaciones Internacionales, Teoría Feminista Poscolonial y/en las RI” Puebla: BUAP, 24. Mai 2013
Ausgewählte Publikationen
Marchand, Marianne; van Naerssen, Ton; Smith, Lothar, Davids, Tine (Hrsg.) (2015): Women, Gender, Remittances and Development in the Global South, Farnham, Surrey: Ashgate Publishing (jetzt Routledge). |
Marchand, Marianne; Sisson Runyan, Anne; Lind, Amy; McDermott, Patricia (Hrsg.) (2013): Feminist (Im)Mobilities in Fortressing North America, Farnham, Surrey: Ashgate Publishing (jetzt Routledge). |
Marchand, Marianne und Sisson Runyan, Anne (2011): Gender and Global Restructuring (komplett überarbeitete 2. Auflage), London: Routledge. |
Marchand, Marianne (Koordinatorin) (2006): Tlaxcala: ¿Migración o Desarrollo Local? [Tlaxcala: Migration oder lokale Entwicklung?], Puebla: UDLAP-CONACYT. |
Marchand, Marianne; Boas, Morten; Shaw, Timothy M. (Hrsg.) (2005): The Political Economy of Regions and Regionalisms, in: International Economy Series, Houndmills, Basingstoke: Palgrave-Macmillan. |
Marchand, Marianne und Parpart, J.L. (Hrsg.) (1995): Feminism/Postmodernism/Development, London: Routledge. |
Marchand, Marianne (2017): Crossing Borders: Mexican State Practices, Managing Migration and the Construction of “Un-safe Travelers”, in: Latin American Policy (8,1) June: pp. 5-26 DOI:10.1111/lamp.12118. |
Marchand, Marianne (2016): Crossing Borders in North America after 9/11: ‘Regular’ Travellers’ Narratives of Securitisations and Contestations, in: Third World Quarterly: pp. 1-17 DOI: 10.1080/01436597.2016.1256764. |
Marchand, Marianne (2014): Engendering Transnational Movements/Transnationalizing Women’s and Feminist Movements in the Americas, in: Latin American Policy 5, 2: pp. 180–192. |
Marchand, Marianne (2011): What Kind of Sustainability and For Whom? Some Reflections Based On the Lived Realities in the Mexican Mixteca, in: Development 54, 2: pp. 247-249. |
Marchand, Marianne (2009): The Future of Gender and Development after 9/11: Insights from Postcolonial Feminism and Transnationalism, in: Third World Quarterly, Vol. 30, No. 5, pp. 921–935. |
Marchand, Marianne (2008): The Violence of Development and the Migration/Insecurities Nexus: Labour Migration in a North American Context, in: Third World Quarterly, Vol. 29, No. 7, pp. 1375–1389. |