
Forschungsprojekt am Kolleg
Die Mikro-Politik von Verhandlungen und Erzeugung von Regierungsinnovationen im transnationalen Rahmen
Das Forschungsprojekt untersucht wie Akteure mit unterschiedlichem Hintergrund verhandeln und neue inter- und transnationale Regierungsarrangements in nachhaltiger Politik erzeugen und so zu globaler Kooperation beitragen. Im Gegensatz zu vielen funktionalistischen Ansätzen in der Politikwissenschaft, konzeptionalisiert das Forschungsprojekt neue Arrangements des Regierens als Ergebnis von kontextualisierten Verhandlungen. Diese Arrangements werden verhandelt und erzeugt durch kommunikative Interaktion, die sowohl als performativ als auch eingebettet in institutionelle und diskursive Strukturen konzeptionalisiert werden.
Empirisch konzentriert sich das Projekt auf zwei Fälle. (1) Die Verhandlungen um den Forest Stewardship Council (FSC): In den frühen 1990ern gründeten transnationale Akteure die erste private, transnational zertifizierte Organisation zur nachhaltigen Forstwirtschaft mit einem heterogenen, antagonistischen Stakeholder Gremium. Die Gründungsmitglieder mussten die Organisation von grundauf aufbauen, und dabei erschufen sie eine innovative transnationale private Regierungsmöglichkeit als Regierung ohne Staat. (2) Innovation in Science-Policy Organizations - the Intergovernmental Platform for Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Diese Organisation verbindet Wissenschaft, Politik und Stakeholder um den aktuellen Wissensstand der Biodiversität zusammenzutragen und zu koordinieren. Nach einem sieben Jahre dauernden Verhandlungsprozess etablierte sich 2012 der IPBES. Die Ausgestaltung und Aufgaben des ISBES ist innovativ aufgrund der Art und Weise wie die Expertengremien operieren und die klassische Beziehung zwischen Experten, Politikern und Bürgern neu konfigurieren.
Das Projekt verfolgt einen interpretativen Ansatz um die Mikro-politischen Prozesse der Verhandlungen zu untersuchen. Genauer bezieht es sich auf den aufkommenden Ansatz des kommunikativen Konstruktivismus in der Soziologie des Wissens (Knoblauch 2013), aber auch auf die Arbeit von Studien von Wissenschaft und Technik zu experimentellen und Laborarbeit (Callon 2009; Rheinberger 1997), auf Expertenorganisationen (Jasanoff 2012; Lidskog & Sundqvist 2011), und auf partizipatorische Instrumente (Lezaun & Soneryd 2007; Wynne 2007). Eines der Ziele dieses interdisziplinären Forschungsprojekts ist diese Ansätze in die Disziplin der Internationalen Beziehungen zurückzuführen.