
Forschungsprojekt am Kolleg
Pragmatic Peacebuilding: Engaging with the Micro-politics of the Everyday to Cultivate Inter-Ethnic Cooperation
Aufgrund des Forschungsinteresses für Schnittstellen zwischen internationalen Beziehungen und Soziologie befasst sich dieses Projekt mit der fortschreitenden Transformation von Peacebuilding von top-down Interventionen im Sinne des "liberalen Friedens" zu "pragmatischen Ansätzen des Peacebuilding", die sich mit Mikropolitik des Alltags auseinandersetzt, um zum Beispiel inter-ethnische Kooperation zu kultivieren. Dabei liegt der Fokus auf drei verflochtenen Bereichen.
Erstens wird auf der theoretischen Ebene untersucht wie Pragmatismus die Kritik an Interventionen im Sinne des liberalen Frieden aufzeigt und den Vorschlag eines überarbeiteten Peacebuildings, das Mikropolitik und Alltagsaktivitäten in Nachkriegsgesellschaften mit einbezieht. Diese theoretische Analyse ist wichtig, um die diskursive Logik hinter der Verschiebung zu erfassen.
Zweitens werden auf der politischen Ebene die Maßnahmen des Auswärtigen Dienstes der EU untersucht (z.B. Instrument für Stabilität, Peacebuilding Partnerschaft oder Instrumente für Mediation und Dialog), die dazu dienen sollen, die Fehler der top-down, liberalen Interventionen der Vergangenheit zu korrigieren, die hauptsächlich von der UNO und den USA betrieben wurden. Dabei ist das Ziel zu verstehen, wie die EU Peacebuilding jenseits der orthodoxen liberalen Ansätze praktiziert, um mit einem relationalen und kontext-sensiblen Ansatz von Peacebuilding zu experimentieren, der von lokalen Akteuren gesteuert wird.
Drittens wird eine narrative Analyse vorgenommen, die sich auf die laufenden EU Missionen in Bosnien (ALTHEA seit 2004) und Kosovo (EULEX seit 2008) konzentrieren, um zu untersuchen wie sie durch die lokalen Akteure interpretiert und akzeptiert oder abgelehnt werden. Die Fälle im ehemaligen Jugoslawien sind wichtig, da sie die größten außenpolitischen Missionen der EU sind, die top-down gesteuerte UN-Missionen ersetzt haben, und eine überarbeiteten Governance-Ansatz vorschlagen, der respektvoller mit den Bedürfnissen und Werten der lokalen Akteuren umgeht. Dabei ist das Ziel, die Narrative der Intervenierten zu untersuchen und die Grenzen und Potentiale des pragmatischen Ansatzes von Peacebuilding der EU herauszustellen.