
Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research
Schifferstraße 44
47059 Duisburg
Deutschland
Tel: +49 (0)203 379-5230
Fax: +49 (0)203 379-5276
E-Mail: budnitsky@gcr21.uni-due.de
Vita
08/2020 - 05/2021 | Indiana University-Bloomington Russian Studies Workshop, Hamilton Lugar School of Global and International Studies Postdoctoral Fellow |
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08/2020 - 05/2021 | Indiana University-Bloomington Ostrom Workshop Visiting Scholar |
08/2018 - 07/2020 | University of Pennsylvania Center for Advanced Research in Global Communication, Annennberg School for Communication Postdoctoral Fellow |
06/2016 - 08/2016 | Harvard University Berkman Klein Center for Internet and Society Researcher |
01/2016 - 05/2016 | University of Pennsylvania Center for Global Communication Studies, Annenberg School for Communication Visiting Scholar |
09/2015 - 12/2015 | Rutgers University Journalism and Media Studies Department, School of Communication and Information Visiting Doctoral Student |
07/2014 - 05/2016 | The SecDev Foundation (Ottawa, Canada) OpenNet Eurasia Research Associate |
Forschungsprojekt am Kolleg
Russia's Digital Sovereignty: National Identity and Global Internet Governance
Im 21. Jahrhundert ist die globale Internet-Governance - die Gestaltung und Verwaltung der wichtigen Ressourcen und Standards des globalen Internets - zu einem der umstrittensten geopolitischen Bereiche geworden. Was hindert die Nationalstaaten an einer engeren globalen Zusammenarbeit bei der Internet-Governance? Als Ergänzung zu den materialistischen und rechtlichen Analysen der globalen Internetpolitik untersucht dieses Projekt, wie die verschiedenen nationalen Identitätskonstruktionen der Staaten ihre oft widersprüchlichen Ansätze zur globalen Internetverwaltung beeinflussen.
Russland und Estland gehören zu den Anführern der gegensätzlichen Internet-Governance-Lager und dienen als primäre bzw. sekundäre Fallstudien für das Projekt. Estland unterstützt das bestehende Governance-Modell, bei dem in den USA ansässige Nichtregierungsorganisationen seit den 1980er und 1990er Jahren Internetstandards festlegen und die kritischen Ressourcen des Internets verwalten. Währenddessen stellt Russland die wahrgenommene digitale Hegemonie der USA in Frage und befürwortet stattdessen ein staatliches Internet-Governance-Modell unter der Schirmherrschaft der UN.
Russland und Estland fördern strategische Narrative, die darauf abzielen, ihr bevorzugtes Modell zu legitimieren und ihre Gegner zu delegitimieren. Russland behauptet, das derzeitige US-amerikanische Modell sei undemokratisch, weil es die Herrschaft eines einzelnen Landes über eine universelle Ressource, die der ganzen Menschheit gehört, erzwinge. Nur eine multilaterale Verwaltung des Internets, so argumentiert Russland, gebe allen Ländern eine Stimme und ermögliche es gewählten Regierungen, die Daten ihrer Bürger vor der Ausbeutung durch die US-Tech-Giganten zu schützen. Estland wiederum argumentiert, dass eine staatsbasierte globale Internet-Governance, insbesondere durch die UN-Bürokratie, dem angeblich innovativen, grenzenlosen und egalitären Charakter des Internets zuwiderläuft.
Mit Hilfe eines kulturellen Blickwinkels zeige ich, dass Estlands und Russlands globale Internet-Governance-Agenden ihre konkurrierenden identitätsbasierten Vorstellungen von der Weltordnung widerspiegeln. Als selbsternannte Großmacht lehnt Russland die von den USA angeführte Unipolarität ab und vertritt das Ideal einer multipolaren Welt, die durch traditionelle multilaterale Institutionen geregelt wird, auch im Bereich der Internet-Governance. Im Gegensatz dazu ist Estlands Unterstützung für die US-amerikanische Internet-Governance in seinem breiteren nationalen Identitätsprojekt der "Rückkehr nach Europa" nach der Sowjetherrschaft verwurzelt. Estland ist daher ein eifriger Befürworter der Aufrechterhaltung des US-geführten Status Quo nach dem Kalten Krieg.
Das Projekt ist eine multimethodische Studie und stützt sich auf eine kritische intertextuelle Analyse der offiziellen Diskurse Russlands und Estlands, auf Interviews mit hochrangigen Internet- und Medienexperten und -praktikern sowie auf teilnehmende Beobachtung bei Internet- und außenpolitischen Foren in fünf Ländern, darunter Estland und Russland. Letztlich zeigt das Projekt die anhaltende Bedeutung des Nationalismus im digitalen Zeitalter auf.
Auszeichnungen
2018: Carleton University Senate Medal for Outstanding Academic Achievement
2017–18: Trajectories of Change Dissertation Completion Scholarship, Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Foundation, Germany
2017: Best Paper Award, International Communication Section, International Studies Association
2017: Best Student Paper Award, Canada Division, International Studies Association
2016–17: Doctoral Dissertation Grant, Center on Public Diplomacy, University of Southern California
2012–16: Ontario Trillium Award, Government of Ontario (Full doctoral scholarship)
Publications
Budnitsky, Stanislav (2020). 'Russia’s Great Power Imaginary and Pursuit of Digital Multipolarity,' Internet Policy Review 9: 3. |
Budnitsky, Stanislav (2020). 'The Politics of Russia’s Vaccine Promotion', University of Southern California Center on Public Diplomacy, September 29. |
Budnitsky, Stanislav (2020). 'National Belonging and Exclusion in Estonia’s Networked Sovereignty', MIT Global Media Technologies & Cultures Lab, Network Sovereignty, June 23. |
Budnitsky, Stanislav and Jia, Lianrui (2018).'Branding Internet Sovereignty: Digital Media and the Chinese–Russian Cyberalliance', European Journal of Cultural Studies 21: 5, 594–613. |
Budnitsky, Stanislav with Aronczyk, Melissa (2017).'Nation Branding and Internet Governance: Framing Debates over Freedom and Sovereignty', in Uta Kohl (ed.), The Net and the Nation-State: Multidisciplinary Perspectives on Internet Governance, Cambridge: Cambridge University Press. |
Budnitsky, Stanislav (2017). Review of 'Will the Internet Fragment? Sovereignty, Globalization, and Cyberspace,' by Milton Mueller, International Journal of Communication 11: 4845–4849. |