Herbert Wulf
Global Cooperation Research Papers 4, Duisburg 2014
Stichwörter: Conflict, development, domestic structures, economic growth, federalism, foreign policy, global governance, hybridity, India, internal security, poverty, socio-economic development, regionalism, resilient institutions, soft power, tradition and modernity
DOI: 10.14282/2198-0411-GCRP-4
Abstract
Wie kooperieren aufstrebende Mächte auf globaler Ebene? Die Regierung Indiens, eine Regierung einer eben solchen Macht, bekennt sich dazu, nach einer stärkeren Position im globalen Regieren zu streben. Ist die indische Gesellschaft bereit für diese neue, globale Rolle? Dieses Papier analysiert den Einfluss innenpolitischer Faktoren auf Indiens außenpolitische Ambitionen. Den Anfang macht eine Untersuchung der paradoxen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und der Probleme, denen es angesichts internationaler Sicherheit entgegenschaut. Der zweite Teil betrachtet einige sozio-kulturelle und politische Faktoren, die dabei helfen sollen, Indiens neuen, globalen außenpolitischen Kurs zu verstehen: 1. Die Fähigkeit der indischen Gesellschaft, Tradition und Moderne zu vereinen, welche in der Bildung widerstandsfähiger Institutionen mündet; 2. Die amorphe Natur der indischen Gesellschaft und ihre charakteristische Fähigkeit, sich Unschärfe und Improvisation in der Lösung von Problemen zu eigen zu machen; und 3. der Wettbewerb und die Kooperation zwischen politischen Akteuren auf nationaler und föderaler Ebene, was in einem funktionierenden föderalen System mit durchaus komplizierten Beziehungen zwischen Staat und Zentrum resultierte. Das Papier schlussfolgert, dass die Frage, ob Indiens gesellschaftliche Strukturen und politische Institutionen stark genug für eine globale Rolle sind, im Allgemeinen nicht unambivalent beantwortet werden kann. Die Regierung hat großflächige Reformen unternommen und die Institutionen des Landes sind stark, widerstandsfähig, anpassungsfähig und begeistern sich für globale Kooperation. Andererseits wird Indien immer noch von einer inkohärenten wirtschaftlichen Entwicklung geplagt, in welcher überragendes Wachstum genauso zu finden ist, wie auch erschreckende Armut und Ungleichheit.
Der Autor
Herbert Wulf war Direktor des SIPRI Waffenhandelprojekts und Gründungsdirektor des Bonn International Center for Conversion (BICC) 1994. Derzeit ist er Senior Fellow am BICC und Adjunct Senior Researcher am Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen, wo er 2012-2013 außerdem als Senior Expert Fellow am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research forschte. Für sein Lebenswerk erhielt er 2007 den Peter-Becker-Preis für Friedens- und Konfliktforschung der Phillips-Universität Marburg.