Disputing Child Labour Globally: Legitimation Struggles in the Past and Present

Internationale Konferenz

9.–10. November 2022

NETZ / Centre for Nanointegration (CENIDE) | Carl-Benz-Straße 199 | Raum 2.42 | Universität Duisburg-Essen | 47057 Duisburg

Die Konferenz untersucht (De-)Legitimationsstreitigkeiten über Kinderarbeit in historischer und globaler Perspektive. Unter Berücksichtigung verschiedener Zeitpunkte und weniger untersuchter Weltregionen wie dem historischen Globalen Süden werden die Akteure, die Kinderarbeit einerseits verteidigten (oder legitimierten) und andererseits ablehnten und delegitimierten, ihre Beweggründe sowie ihre (De-)Legitimationspraktiken und Medien analysiert.

Die Auseinandersetzungen um Kinderarbeit werden als ein Geben und Nehmen untersucht - als ein relationales Wechselspiel zwischen denen, die sie verteidigen, und denen, die sie ablehnen. Während die Konferenz darauf abzielt, die Streitigkeiten um Kinderarbeit in vielen Regionen der Welt zu erfassen, versucht sie, über nationale Darstellungen hinauszugehen und die verschiedenen Fälle in eine globale Perspektive zu stellen. Sie fragt:
 

  1. Inwieweit unterscheiden oder vergleichen sich (synchron und diachron) Akteure, Motivationen, Praktiken und Medien sowie wechselseitige Interaktionen in (De-)Legitimationskonflikten?
     
  2. Wie und inwieweit haben diese Akteure global kooperiert bzw. ihre (De-)Legitimationsmittel, Praktiken und prozessualen Kämpfe gegenseitig beeinflusst (Verflechtung)?

Kinderarbeit in den Vereinigten Staaten, dokumentiert von Lewis Hine (Bilder aus den Jahren 1908 bis 1917)

Kinderarbeit heute

Impressionen der Konferenz

Der Kampf gegen Kinderarbeit ist nicht nur ein gutes empirisches Beispiel für die "Politik der (De-)Legitimation" in der globalen Zusammenarbeit, sondern auch ein sehr aktuelles globales Anliegen. Nach den Global Estimates der ILO aus dem Jahr 2018 sind weltweit 152 Millionen Kinder - 64 Millionen Mädchen und 88 Millionen Jungen - von Kinderarbeit betroffen, das ist fast jedes zehnte Kind auf der Welt. Mit Covid haben sich diese Zahlen sogar noch erhöht. Schließlich hält die polemische Auseinandersetzung um Kinderarbeit bis heute an: Während die in lateinamerikanischen Kindergewerkschaften organisierten Kinder ein "Recht auf Arbeit" fordern und sich für menschenwürdige Bedingungen in der Kinderarbeit einsetzen (z.B. Liebel 1998), setzt sich die ILO im Rahmen ihres Kampfes für die SDGs für eine vollständige Abschaffung der Kinderarbeit bis 2025 ein.

Diese Konferenz entspricht direkt dem Hauptziel des Forschungsschwerpunkts "Legitimation und Delegitimation" - die prozessuale Beziehung zwischen Legitimation und Delegitimation in einer Angelegenheit von globalem Interesse und globaler Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen: dem Kampf gegen Kinderarbeit.


PD Dr. Nina Schneider

 

Nina Schneider ist Forschungsgruppenleiterin am Käte Hamburger Kolleg/Centre for Global Cooperation Research (KHK/GCR21) an der Universität Duisburg-Essen, Deutschland. Sie promovierte in Geschichte an der University of Essex, UK, und war Gastwissenschaftlerin am Institute for the Study of Human Rights (ISHR, 2012) der Columbia University, Marie-Curie Fellow am Zukunftskolleg der Universität Konstanz (2013-2015), Gastwissenschaftlerin an der National University of Brasília (UNB, 2015) und Senior Research Fellow am Global South Studies Center (GSSC) an der Universität zu Köln (2015-2018). Ihr Buchmanuskript über die globale Bewegung gegen Kinderarbeit wird derzeit überarbeitet. Weitere Veröffentlichungen zum Thema Kinderarbeit sind "Origins of Child Rights Governance: The example of early Child Labour Legislation in the United States and Brazil", Childhood: A Journal of Global Child Research 26(3) (2019): 289-303; 'Florence Kelley's Struggle against Child Labour: Revisiting the Obstacles", Gender: Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft Bd. 3 (2022): 135-49; und 'Review: Betsy Wood, Upon the Altar of Work: Child Labor and the Rise of a ne American Sectionalism (Urbana: University of Illinois Press, 2020)," unter: https://www.hsozkult.de/review/id/reb-94439?title=b-wood-upon-the-altar-of-work. Ihr Forschungsprojekt "Child Labour Opponents in the Americas and their Campaigns in global perspective" (2020~2025) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Derzeit ist Nina Schneider dabei, ein digitales Archiv zum globalen Kampf gegen Kinderarbeit aufzubauen.