Mittwoch, 10. Mai 2023 (16:00, CEST) | Webinar
Am 10. Mai um 16.00 Uhr hält Prof. Dr. Birgit Mersmann, Universität Bonn, einen Online-Vortrag zum Thema Image Politics of Transgenerational Transmission in the China Pavilion at the Venice Biennale 2017.
Bildpolitische Kunstinstitutionen wie die Länderpavillons auf der Biennale in Venedig haben einen hohen Anteil an der symbolischen Konstruktion des nationalen Imaginären. Als symbolische Träger spiegeln sie den Zeitgeist geopolitischer Machtverschiebungen im kulturellen Bereich wider. In Zeiten globaler Migration und Transnationalisierung galt die nationale Konfiguration der Kunstpavillons auf der Biennale in Venedig zunehmend als unhaltbar. Tatsächlich führte die Kuratorin Christine Macel auf der Biennale in Venedig 2017 sogenannte Trans-Pavillons ein, die von einer transkulturellen und transgenerationalen Künstlergruppe gestaltet wurden. Trotz dieses transnationalen chefkuratorischen Ansatzes bemerkten Kritiker auf der Biennale in Venedig 2017 das Heraufbrauen eines neuen Nationalismus, nicht zuletzt mit Blick auf den chinesischen Pavillon. Der Chefkurator des chinesischen Pavillons, der international bekannte chinesische Künstler Qiu Zhijie, lehnte dagegen die nationalistische Interpretation des Pavillons entschieden ab. Dieser Streit über die nationalistische Lesart oder Fehlinterpretation des chinesischen Pavillons erfordert eine gründliche Analyse seines wichtigsten kuratorischen Konzepts, seiner Ausstellungsstruktur und seines Inhalts. Durch die Analyse der Bildpolitik der transgenerationalen Weitergabe, die im China-Pavillon auf der Biennale in Venedig 2017 durchgeführt wurde, wird der Vortrag untersuchen, wie Chinas Weg in die Zukunft durch die Neuinterpretation und Überarbeitung seiner jahrtausendealten Geschichte und seines imperialen Erbes definiert wird.
Der Online-Vortrag findet im Rahmen des Aurora-Projekts Global Pasts, Cultural Heritage and the Rise of Populist Storytelling statt.

Birgit Mersmann ist Professorin für Zeitgenössische Kunst und digitale Bildkulturen an der Universität Bonn. Ihre interdisziplinäre Forschung umfasst moderne und zeitgenössische west- und ostasiatische Kunst, globale Kunstgeschichte, Migrationsästhetik, Museums- und Ausstellungswissenschaft, Bild- und Medientheorie, visuelle Kulturen und visuelle Übersetzung, Wechselbeziehungen zwischen Schrift und Bild, Dokumentarfotografie und Fotobücher.
Zu den jüngsten Buchveröffentlichungen gehören: Über die Grenzen des Bildes. Kulturelle Differenz und transkulturelle Dynamik im globalen Feld der Kunst (Bielefeld 2021); Bildagenten. Historische und zeitgenössische Bildpraxen in globalen Kulturen (Hg. mit Christiane Kruse; Paderborn 2021); Handbuch der Kunst und der globalen Migration. Theories, Practices, and Challenges (Hrsg. mit Burcu Dogramaci; Berlin/Boston 2019).