Pertti Alasuutari stützt sich auf Durkheims Religionstheorie, Goffmans dramaturgische Soziologie und den soziologischen Institutionalismus und schlug vor, dass die Trennung von Frontstage und Backstage mit der Trennung in sakral und profan gleichgesetzt werden kann. Frontstage-Auftritte beinhalten immer einen zeremoniellen Aspekt, indem sie Respekt vor den Mitgliedern der Gesellschaft zeigen, indem sie in Übereinstimmung mit heiligen Werten und Vorstellungen von angemessenem Verhalten handeln. Daher erhalten und stärken Frontstage-Ritualpraktiken Schlüsselwerte der Gesellschaft, indem sie sie mit heiligen Symbolen und der körperlichen Erfahrung der stilisierten Handlungsregeln, denen die Teilnehmer folgen, in Verbindung bringen. Frontstage-Auftritte verbergen hinter den Kulissen die Geheimnisse profanen Verhaltens, das von weniger altruistischen Motiven angetrieben wird.
Auf der anderen Seite gilt der Backstage-Bereich als authentischer und ehrlicher und offenbart das wahre Selbst und das wirkliche Leben. Diese beiden Aspekte der sozialen Welt sind miteinander verflochten und bilden den institutionellen Aufbau der Gesellschaft, den die Mitglieder reproduzieren, indem sie die Grenze zwischen den beiden aufrechterhalten. Der globale Isomorphismus der grundlegenden institutionellen Organisation der nationalen Parlamente ist ein typisches Beispiel. In den öffentlichen Debatten vor der Bühne rechtfertigen Politiker ihre Ansichten mit dem Appell an das Gemeinwohl, die Interessen der gesamten Nation oder sogar der Menschheit und an weltweit geteilte heilige Werte wie die von den Vereinten Nationen gebilligten Menschenrechtsprinzipien. Verhandlungen zwischen verschiedenen Parteien und Interessengruppen finden hinter den Kulissen statt. Dies bedeutet nicht, dass politische Akteure oder Bürger hinter den Kulissen getroffene Vereinbarungen nicht wahrnehmen. Es wird ständig darauf hingewiesen, was hinter den Kulissen passiert, und nicht immer missbilligend. Parlamentarier wollen das Ansehen der Institution wahren, indem sie solche Dinge hinter verschlossenen Türen halten, die die angebliche Souveränität des nationalen Parlaments gefährden würden.

Pertti Alasuutari ist Professor für Soziology und Forschungsdirektor des Tampere Centre for Knowledge, Science, Technology and Innovation Studies (TaSTI). Innerhalb von TaSTI leitet er die Tampere Research Group for Cultural and Political Sociology (TCuPS), eine Gruppe interessiert an den Themen Weltgesellschaft, nationale Politikgestaltung, globale Verbreitung von Ideen, epistemische Governance und Wissenssoziologie. Seine Spezialgebiete sind Global Studies, Sozial- und Kulturtheorie sowie Methoden der Sozialforschung.
Ablauf
1800 CEST | Einführung Prof. Dr. Sigrid Quack, Direktorin KHK/GCR21, Universität Duisburg-Essen (tbc) |
1850 - 1900 | 50. Käte Hamburger Lecture Maintaining the frontstage-backstage distinction as religious practice: The case of national parliaments Prof. Dr. Pertti Alasuutari, Tampere University Discussant: Prof. Dr. Anja Weiss, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen |
1900 - 1930 | Q&A with the audience |