Essen – 15. Dezember 2014
Der Widerstand im Sommer 1969 gegen die Polizeirazzien in der Schwulenbar Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street steht am Anfang der neueren Lesben- und Schwulenbewegung der westlichen Welt. Die USA sind damit zum Ursprungsland der Bürgerrechtsbewegungen von sexuellen Minderheiten geworden. Zwar muss dieser Prozess bisher sowohl in Europa als auch in den USA als unabgeschlossen gelten. Doch es drängt sich die Frage auf, in welcher Weise gerade die USA nicht nur Modelle von gay identity und gay community hervorgebracht haben, sondern auch eine spezielle Form von Homophobie, wie sie sich zum Beispiel in anti-homosexueller Gesetzgebung einzelner US-Bundesstaaten oder der Propagandierung von Umerziehungstherapien für Lesben und Schwule artikuliert. Dementsprechend fragt die britische Politikwissenschaftlerin Angelia Wilson zum Beispiel: „Warum ist Europa homofreundlich – und warum wird es Amerika niemals sein?“ immerhin werden in der US-amerikanischen Öffentlichkeit homophobe Positionen in einer Deutlichkeit vertreten, wie sie der politische Mainstream in Deutschland zumindest nicht offen zulassen würde. Wie lässt sich die Popularität dieser rechtspopulistischen und fundamentalreligiösen Homophobie in den USA erklären? Um diese Frage zu beantworten, analysierte Peter Rehberg in seinem Vortrag sowohl Beispiele aus der politischen Berichterstattung in den US-Medien als auch popkulturelle Repräsentationen der Kontroversen um die Rechte sexueller Minderheiten (True Blood, American Horror Story) mit Hilfe psychoanalytischer, queertheoretischer und kulturtheoretischer Ansätze.
Der Vortrag ist Teil der Reihe "Homophobie im globalen Kontext", die gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und Prof. Dr. Andreas Langenohl, Justus-Liebig-Universität Giessen, organisiert wird (KWI).
Peter Rehberg, geboren 1966 in Hamburg, unterrichtet seit 2011 Deutsche Literatur und Queer Studies an der University of Texas in Austin, USA. Außerdem war er als Redakteur und freier Journalist bei verschiedenen Magazinen sowie für den Norddeutschen Rundfunk tätig. Neben seinen zahlreichen akademischen Veröffentlichungen im Bereich von Gender und Sexualität brachte Rehberg Romane wie "Play", „Fag Love“ und „Boymen“ heraus.
Datum: 15. Dezember 2014, 19-20.30 h
Ort: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31, 45128 Essen