Essen – 10. November 2014
Mit seiner mittlerweile zum Klassiker gewordenen Faschismusanalyse „Männerphantasien" (1977/1978), beschritt der Freiburger Kulturtheoretiker Klaus Theweleit neue Wege in der Faschismus- und der Geschlechterforschung. Große Medienresonanz erfuhr auch 2004 sein Buch „Tor zur Welt: Fußball als Realitätsmodell“. Dem Thema Homophobie im Fußball ging Theweleit in der Auftaktveranstaltung der Reihe „Homophobie im globalen Kontext“ am 10. November in Essen nach. Unter dem Titel „Homophobie – keine Ahnung, was das ist“ erläutert er u.a. am Beispiel der Männerbastion Fußball, welche Denkmuster und Mechanismen homophobem Verhalten zugrunde liegen.
Der Vortrag ist Teil der Reihe "Homophobie im globalen Kontext", die gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) organisiert und Andreas Langenohl (Universität Gießen) wird.
Die Vortragsreihe betrachtet Homophobie als ein Phänomen, das zunehmend in seinen globalen Dimensionen und Implikationen sichtbar wird. Wir leben in einer widersprüchlichen Situation: Einerseits wird Homophobie in vielen Demokratien heute als Menschenrechtsverletzung angeprangert und bekämpft, andererseits beobachten wir eine Zunahme homophober Haltungen und Handlungen in anderen Weltteilen sowie in kulturellen, religiösen und ideologischen Bewegungen und Institutionen. Die Fragen der Vortragsreihe lauten: Wie ist der Aufstieg des Themas Homophobie (bzw. Transphobie etc.) zu erklären? Wodurch unterscheidet sich dieser Affekt von anderen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit? Welches sind die Ursachen und Bedingungen für Trends und Gegentrends in diesem Feld? Wo liegen nationale und kulturelle Unterschiede, wie sind sie zu erklären und an welchen Punkten interagieren sie mit globalen Tendenzen? Wie wird in den aktuellen Debatten um Inter- und Transkulturalität Homophobie mit Religion, Migration und Rassismus verknüpft?
Klaus Theweleit, geboren 1942 in Ebenrode – dem heutigen Nesterow, Russland – ist als freier Autor tätig und hat Lehraufträge in Deutschland, den USA, der Schweiz und Österreich. Er lehrte am Institut für Soziologie der Universität Freiburg und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Von 1998 bis 2008 war er Professor für Kunst und Theorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Theweleit ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Moderation:
Claus Leggewie, Direktor des KWI und Co-Director des Käte Hamburger Kollegs / Centre for Global Cooperation Research in Duisburg
Datum: 10. November 2014, 19 h
Ort: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31, 45128 Essen