Workshop

Humanitarianism and Changing Cultures of Cooperation

5.–7. Juni 2014

Der Humanitarismus ist – als Konzept und Praxis – zu einem Hauptfaktor des Geschehens in der Weltgesellschaft geworden, der enorme Ressourcen kanalisiert und als Begründung für verschiedene Formen der Intervention in die „inneren Angelegenheiten” von Staaten dient. Gleichzeitig ist humanitäres Handeln ein Beispiel für eine Kooperation, die auf einer Kultur der Gabe statt auf reiner Nutzenmaximierung basiert, dadurch aber nicht weniger mit Dilemmata und Ambivalenzen belegt ist. Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI)  vom 5.-7. Juni 2014 die Konferenz “Humanitarianism and Changing Cultures of Cooperation”.

Dabei kristallisierten sich drei Hauptthemen heraus: Die Frage der Motive und Legitimationen für humanitäres Handeln, ein sich veränderndes Umfeld und neue Akteure. Diese Themen wurden aus verschiedenen disziplinären Perspektiven diskutiert. HistorikerInnen warfen Schlaglichter auf Momente des Wandels in der Geschichte des Humanitarismus, wie etwa den Übergang von einem Paradigma der Wohltätigkeit zu einem Paradigma der Wissenschaft am Ende des imperialen Zeitalters oder die weltweite Mobilisierung von Empathie während der Biafrakrise. AnthropologInnen und SoziologInnen analysierten, was passiert, wenn „westliche” NGOs versuchen, in Kampagnen gegen weibliche Genitalverstümmelung mit lokalen religiösen Autoritäten zu kooperieren, oder wenn sich islamische humanitäre Organisationen aus der arabischen Welt im subsaharischen Afrika engagieren. PolitikwissenschaftlerInnen und PraktikerInnen schilderten problematische Entwicklungen humanitären Handelns etwa in Afghanistan oder im Kongo und die Emergenz privater Militär- und Sicherheitsfirmen als humanitäre Akteure.

Diese problematischen Aspekte standen auch im Zentrum der neunten Käte Hamburger Lecture, die im Rahmen der Konferenz von Thomas G. Weiss, City University New York, gehalten wurde. Unter dem Titel „Humanitarianism’s Contested Culture” analysierte Weiss die Prozesse der Militarisierung, Politisierung und Ökonomisierung, die das Narrativ des humanitären Helfers als „Samariter” in Frage stellen.

In Hinblick auf die Frage der Motivation für humanitäres Handeln widmete sich Fritz Breithaupt, Indiana University Bloomington, der Frage der Empathie und ihrer „dunklen” Seiten in seiner Lecture am 6. Juni.

Einen Kontrapunkt zu den Thematisierungen von Ambivalenzen, Dilemmata und Perversionen des Humanitarismus setzte die politische Philosophin Seyla Benhabib, Yale, in ihrem Abendvortrag mit dem Titel „From the Right to Have Rights to the Critique of Humanitarian Reason. Against the Cynical Turn in Human Rights Discourse.”

Ort: KWI, Goethestr. 31, 45128 Essen

Programm

Bericht