Käte Hamburger Lecture

The Crisis of Journalism Reconsidered

8. Dezember 0214

Für die meisten Leute sind die Nachrichten und andere Produkte journalistischer Arbeit die einzigen Quellen, die ihnen ein Bild vermitteln von der einheimischen und globalen Welt, in der sie leben. Journalisten erzählen uns nicht nur, “was los ist”, sondern auch, was Bürger und Politiker motiviert, so zu handeln, wie sie es tun, welche freundlichen und anrüchigen Beziehungen sie unterhalten und welche Institutionen sie schützen oder gefährden. In jüngerer Zeit mehren sich die Klagen, dass das beispiellose kritische Potenzial des Journalismus durch zwei Trends bedroht wird: die Kommerzialisierung der Medien und die Einebnung der Qualitätspresse durch das Internet und andere neue Technologien.

Diese These diskutierte Jeffrey Alexander, Professor für Soziologie an der Yale University (USA) und Co-Direktor des Center for Cultural Sociology, am 8. Dezember mit dem Politikwissenschaftler Christoph Bieber im Rahmen der 10. Käte Hamburger Lecture an der Universität Duisburg-Essen. Unter dem Titel „The Crisis of Journalism Reconsidered“ stellte sich Alexander kritisch der pessimistischen Auffassung vom Niedergang des Journalismus. Alexander betrachtet den Journalismus als Profession und nicht als ein Geschäft. Der Journalismus befindet sich zwar in einer Rekonstruktion, das bedeute jedoch nicht sein Ende. Mit der neuen digitalen Technologie gehe nicht automatisch einher, dass jeder Bürger ein Journalist ist (zum Beispiel via Blogs oder Twitter). Denn professioneller Journalismus bedeute nicht einfach die Sammlung und Verbreitung von Nachrichten, sondern beinhalte die Gewichtung nach moralischen Werten. Erst dadurch entsteht aus Ereignissen Bedeutung für die Menschen, so argumentierte Alexander. Ethische Werte im Journalismus wie beispielsweise Transparenz, Balance und Unabhängigkeit seien gleichzeitig Fundamente des Demokratiediskurses. Am Ende seines Vortrages bezeichnete Alexander folglich Journalismus als eine bürgerliche Kunstform (‚civil art‘), da er zum Diskurs der Zivilgesellschaft beiträgt.

Jeffrey Alexander ist Professor für Soziologie an der Yale University (USA) und Co-Direktor des Center for Cultural Sociology. Der amerikanische Soziologe ist eine zentrale Figur in der zeitgenössischen Kultursoziologie. Seine Forschungsarbeiten im Bereich der Kultursoziologie sind weltweit renommiert und mehrfach ausgezeichnet.

Mit Alexander diskutierte Christoph Bieber, Inhaber der Welker-Stiftungsprofessur für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft am Institut für Politikwissenschaften der Universität Duisburg-Essen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Volker Heins, Leiter des Forschungsbereichs 2 „Globale Kulturkonflikte und transkulturelle Kooperation“ am KHK/GCR21 und Leiter des Bereichs Interkultur am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). Das KWI war Mitveranstalter der 10. Käte Hamburger Lecture.

Zeit: 19–20.30 h
Ort: Mercator-Saal, Universität Duisburg-Essen (Campus Duisburg, Lotharstraße 57, 47057 Duisburg)

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