Lecture

Why Multiculturalism is Not Dead: Volker Heins trifft Asli Sevindim

Duisburg – 22. Januar 2014

Das Thema "Multikulturalismus" provoziert immer noch kontroverse Debatten in Deutschland sowie benachbarten Staaten. Nach der Erklärung der Kanzlerin Angela Merkel, dass die Integration in Deutschland gescheitert sei, hat sich die Diskussion weiter erhitzt. In diesem Rahmen haben bei einer öffentlichen Vorlesung Volker Heins und Asli Sevendim, beide Autoren einschlägiger Bücher zu Multikulturalismus als Theorie und Praxis, Ideen und Herausforderungen für Multikulturalismus diskutiert.

Volker Heins eröffnete seine Vorlesung mit den Hauptargumenten für und gegen Multikulturalismus. Kritiker behaupten, dass Multikulturalismus die interne Homogenität der Kulturen essentialisiert und überbetont. Gegen diesen Vorwurf argumentierte Heins, dass wir von unterschiedlichen Kulturen zusammenhängend sprechen können, ohne anzunehmen, dass diese Kulturen homogen und einheitlich sind.

Im Hinblick auf kulturelle Vielfalt als eine öffentliche Ordnung, haben Kritker behauptet, dass der Multikulturalismus gescheitert sei, und dass diejenigen, die an seinen Prinzipien festhalten, naiv seien. Dazu argumentierte Heins, dass der Zweck des Multikulturalismus die "Integration" von Migranten und Minderheiten ist, wobei Integration den Aufbau von einem Zugehörigkeitsgefühl unter außenstehenden Gruppen zur Gesellschaft bedeute. Gefühle der Zugehörigkeit signalisieren gegenseitige Akzeptanz und sind ein Indikator für die Teilnahme am wirtschaftlichen und sozialen Leben der Gesellschaft. Multikulturalismus ist erfolgreich, wenn wir einen ursächlichen Zusammenhang zwischen multikultureller Politik und der Stärkung eines Zugehörigkeitsgefühls zur nationalen politischen Gemeinschaft unter Einwanderern und Minderheiten zeigen können.Interessanterweise konnte Heins empirische Daten präsentieren, die aufzeigen, dass Länder, die offen für Multikulturalismus sind (wie Großbritannien und Schweden), bei der Integration von Zuwanderern deutlich höher rangieren als Länder, die Multikulturalismus nie offiziell angenommen haben  (wie Frankreich und Deutschland).

Heins sagte abschließend, dass multikulturelle Integration – trotz der langsamen Fortschritte – eine attraktive Option für westliche als auch nicht-westlichen Demokratien bleibt.

Im Anschluss an der Vorlesung trub Asli Sevindims Kommentar eine persönlichere Perspektive als einer Deutschen mit türkischer Abstammung bei. Sevindim betonte, dass das Zugehörigkeitsgefühl auch ein Gefühl der Verantwortung und Bereitschaft zur Partizipation beinhalte. Weitgehend in Überseinstimmung mit Volker Heins unterstützte sie eine kontextbezogene Herangehensweise an die Probleme einer multikulturellen Gesellschaft: "In der Lage zu sein ohne einen Konsens, in Frieden miteinander zu leben". Asli Sevindim schloss ihren Kommentar, in dem sie auf große Hindernisse für Multikulturalismus verwies, die in Deutschland und anderswo beobachtet werden können: Rassismus, Vorurteile und Intoleranz.

Dr Volker Heins ist Leiter des Forschungsbereichs 'Globale Kulturkonflikte und transkulturelle Kooperation' am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research in Duisburg und Professor für Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist außerdem Leiter des Forschungsbereichs 'Interkultur' am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). In 2013 veröffentlichte Volker Heins das Buch 'Skandal der Vielfalt. Geschichte und Konzepte des Multikulturalismus' (Campus Verlag).

Asli Sevindim hat Politikwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen studiert. Sie ist die erste türkische Moderatorin des WDR-Programms "Aktuelle Stunde". Sie hat als Moderatorin und Autorin für Radiostationen wie “Funkhaus Europa” und "Venus FM" gearbeitet. Ihr Buch “Candlelight Döner: Geschichten über meine deutsch-türkische Familie” (2010) machte sie als Autorin bekannt

Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr Mathieu Rousselin, Postdoc Fellow am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research.

Zeit: 14.15–15.45 h
Ort: Gallerie, H2Office, Schifferstr. 44, 47059 Duisburg