
Mit Prof. Dr. Marieke de Goede (Professorin für Politikwissenschaft, Universität Amsterdam)
Der Vortrag befragte Praktiken und Formen der Kritik, die sich an der Schnittstelle zwischen Science-and-Technology Studies (STS) und der kritischen Untersuchung von Sicherheitspolitik ereignen. Kann die Auseinandersetzung mit der Praxis effektive Formen der Kritik erzeugen? Wie fließt die Berücksichtigung von Materialitäten und die detaillierte Analyse technischer Praktiken, die typischerweise mit der STS-inspirierten Forschung einhergehen, in die Art und Weise ein, wie Kritik praktiziert wird? Wie kann die analytische Aufmerksamkeit auf "kleine Sicherheitsnotwendigkeiten", d.h. banale Sicherheitsvorrichtungen und -praktiken wie das Programmieren von Algorithmen oder das Betrachten eines CCTV-Überwachungs-Feeds, in kritische Agenden übersetzt werden?
Eine Schlüsselbotschaft des Vortrags wurde aus Isabell Stengers' Argument abgeleitet, dass kritische Praxis "Engagement von ganz unten" sei. Eine nicht wertende Kritik setzt also feste Gewissheiten außer Kraft und erkennt an, dass politisches Engagement offen und in gewissem Maße unvorhersehbar ist. Das bedeutet, dass die Problematisierung in den Fokus rückt. De Goede durchdenkt die Art und Weise, wie die Arbeit von Stengers und anderen in der qualitativ kritischen Sicherheitsforschung in die Praxis umgesetzt werden kann. Sie identifiziert die Ideen des Lachens, des Hebelns, der verbundenen Risiken und des unerwarteten Folgens als Schlüsselwege der nicht wertenden Kritik. Als Konsequenz daraus kann es vorkommen, dass man sich (vorübergehend) in ungewöhnlichen und unbehaglichen Allianzen im Bereich der Sicherheitspolitik wiederfindet.
Veranstaltungsort: LS 105 (NRW School of Governance), Lotharstraße 53, 47057 Duisburg
Datum: 11. Februar 2020, 18:00 - 19:30 Uhr