The Power of Narratives and Visual Culture in Transnational Cooperation: Exploring Turkish-German Relations in Political Life and Everyday Culture

Autor*innenworkshop

Anlass und Hintergrund des Workshops

Die Idee zu diesem Autoren*innenworkshop basiert auf einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Europa-Instituts der Istanbul Bilgi Universität und des Centre for Global Cooperation Research, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und TÜBITAK gefördert wurde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Katja Freistein, Frank Gadinger, Deniz Güneş Yardımcı, Mustafa Gökcan Kosen, Christine Unrau) haben ein gemeinsames Forschungsinteresse an der Entwicklung konzeptioneller und methodologischer Ideen zu visueller Kultur, narrativer Analyse und Emotionen in der Weltpolitik. Der empirische Schwerpunkt des Projekts liegt auf den Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland aus einer transnationalen Perspektive.

Die Ausgangsbeobachtung ist, dass die Beziehung zwischen der Türkei und Deutschland in der sozialwissenschaftlichen Forschung (z.B. in der Außenpolitikanalyse) hauptsächlich durch einen engen Fokus auf politische Eliten und im Kontext der EU oder breiterer geopolitischer Anliegen analysiert wurde. In diesen Studien wird oft behauptet, dass sich die Beziehung von einer freundschaftlichen zu einer eher pragmatischen Form der Zusammenarbeit gewandelt hat und als eine Form von "entfernten Nachbarn" (so der ursprüngliche Titel des Forschungsvorschlags) charakterisiert werden kann, insbesondere bei den ritualisierten Treffen zwischen deutschen und türkischen politischen Führern (Merkel, Scholz, Erdoğan). Unser Projekt zielt darauf ab, dieses dominante Narrativ zu hinterfragen oder zumindest zu ergänzen Unser Projekt zielt darauf ab, dieses dominante Narrativ zu hinterfragen oder zumindest zu ergänzen, indem es den empirischen Rahmen von den politischen Eliten auf die viel größere Vielfalt politischer und kultureller Akteure (zivilgesellschaftliche Bewegungen, politische Aktivisten, Wissenschaftler, Filmemacher, Schriftsteller, Musiker, Künstler usw.) aus beiden Ländern in ihrem europäischen und transnationalen Kontext erweitert.

Unser Hauptargument ist, dass diese Akteure, die in oft sehr losen transnationalen Netzwerken (z.B. Umweltaktivismus, Filmfestivals) agieren, Praktiken und kreative Techniken der transnationalen Zusammenarbeit entwickelt und etabliert haben und damit die nationalistisch geprägten Narrative einer distanzierten Beziehung überwinden. Kurzum: Der Stand der Dinge in den deutsch-türkischen Beziehungen ist weitaus komplexer und in gewisser Weise vielversprechender, als es eine Fokussierung auf die bilateralen offiziellen Beziehungen vermuten ließe.

Das Projekt folgt der konzeptionellen Idee, dass Narrative und visuelle Kultur eine bedeutende Rolle bei der Bildung von Gruppenidentitäten, der (De-)Legitimierung enger politischer Realitäten und der Wiedererlangung der Stimme in politischen Diskursen spielen. Die Teilnehmer des Workshops sind aufgefordert, anhand verschiedener empirischer Beispiele zu zeigen, dass politische und kulturelle Akteure rund um die deutsch-türkischen Beziehungen transnationale und kulturell hybride Identitäten entwickelt haben und mit Narrativen und visueller Kultur arbeiten, um diese fragilen Beziehungen und Gemeinschaften über Grenzen hinweg zu stabilisieren. Wie Populisten entwickeln diese Akteure (visuelle) Narrative und greifen auf (pop-)kulturelle Repertoires zurück, um Resonanz bei ihrem kritischen Publikum zu erzeugen. Insbesondere in Krisen- oder Ausnahmesituationen wie dem jüngsten, verheerenden Erdbeben in der Türkei oder den jeweiligen Wahlen werden transnationale Verbindungen innerhalb der Zivilgesellschaft sichtbarer und können systematisch als Beispiele für Solidarität oder Kooperation untersucht werden.

Zu diesem Zweck brachte der Workshop Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen - Politikwissenschaft, Soziologie und Kulturwissenschaft - zu einem Austausch zusammen, der auf den laufenden Arbeiten der Teilnehmer zu verschiedenen konzeptionellen Ansätzen und empirischen Fällen basierte. Ziel des Workshops war es, ein interdisziplinäres Gespräch über die Rolle von Narrativen und visueller Kultur in Fällen transnationaler Kooperation im Alltag zu fördern. Die Teilnehmenden wurden ermutigt, über konzeptionelle und methodische Herausforderungen und Probleme in ihrer Arbeit zu sprechen und diese Fragen in einem offenen Gespräch und einer informellen Arbeitsatmosphäre zu diskutieren.

Die Ergebnisse des Autorenworkshops werden in einem Sammelband veröffentlicht.