In Zeiten vielfältiger Krisen und Ängste erleben wir die Sehnsucht nach einer Rückkehr in (scheinbar) bessere Zeiten, die Idealisierungen und Projektionen unterworfen sind. In diesem Workshop haben wir versucht, uns diesem Phänomen durch die Linse des Leitbegriffs der Rückbesinnung zu nähern.
Er bezieht sich auf den Prozess, durch den die Vergangenheit rückwirkend mit Bedeutung aufgeladen wird. Rückbesinnung steht in diesem Zusammenhang nicht nur für die Darstellung dessen, was zur Vergangenheit gehört. Vielmehr handelt es sich um eine kulturelle Aktivität, die als Dreh- und Angelpunkt für eine Transformation der politischen Ordnung immer auch auf die Zukunft gerichtet ist. Gleichzeitig werden die Interpretationen der Vergangenheit ständig in Frage gestellt und angefochten. Während Versprechen, die vergangene nationale "Größe" wiederherzustellen, die Domäne rechtsextremer Politik sind, mobilisieren auch fortschrittliche oder emanzipatorische politische Projekte Re-Imaginationen der Vergangenheit. Wie entwickeln sich die Kämpfe um symbolische Repräsentationen der Vergangenheit angesichts ökologischer, geopolitischer und sozialer Krisen? Wie können wir (pop-)kulturelle Repräsentationen von reimaginierten Vergangenheiten und ihre Implikationen für aktuelle politische Projekte untersuchen? Welche normativen und strategischen Versprechen und Fallstricke birgt die Mobilisierung von Re-Imaginationen der Vergangenheit als Gegennarrative zu rechtsextremen Erzählungen? Diese und weitere Fragen wurden in diesem Workshop aus interdisziplinärer Perspektive untersucht. Der Workshop knüpfte an an die Diskussionen der Online-Konferenz 2021. Er wurde mitfinanziert vom Forschungsschwerpunkt "Transformation von Gegenwartsgesellschaften" der Universität Duisburg-Essen.
Programm des Workshops
10:00 – 10:15 | Begrüßung und Einführung |
10:15 – 11:30 | Panel 1 Anna Schober: A People of Victims – The Presence of Iconic Images of Slavery at Covid Action and Climate Demonstrations in Contemporary Germany Bernhard Forchtner: Nature’s Past in the New Right Imaginary: The Case of Die Kehre in Germany Friederike Kuntz: Untimely Utopia of Eternal Return – On the Chronopolitics of the European New Right |
11:30 – 12:00 | Kaffeepause |
12:00 – 13:15 | Panel 2 Sarah-Lea Effert: Transformative or Futures Literacy: A Counter-Strategy to ReImagined Pasts? Katja Freistein, Frank Gadinger, and Christine Unrau: Reclaiming the Past: New Progressive Positions in a Culture War Siddharth Tripathi: Nostalgia and the 'New India': Envisioning a Future through the Golden Past |
13:15 – 14:15 | Mittagspause |
14:15 – 15:30 | Panel 3 Emilia Palonen: Shared Sacred Spaces as a Source for Nationalism Karolina Kluczewska: Re-imagining the Past, Building the Future: Visual State and Nation-Building in Tajikistan Birgit Mersmann: Image Disputes over the Past: Posticonoclast Heritage Reconstruction |
15:30 – 16:00 | Kaffeepause |
16:00 – 17:15 | Panel 4 Stefan Groth Authentic Texts and ‘Original Ideas’ : On the Interpretation of Foundational EU Frameworks Bidisha Biswas: Constructed Pasts and Imagined Homelands : (Mis)Understandings of History among the Indian Diaspora Johannes Völz: The Politics of Memory in US Talk Radio |
17:15 – 17:45 | Zusammenfassung |
19:00 | Abendessen |